Wattenscheid. .
Jetzt ist sie in Wattenscheid: die Ausstellung „Alfred Winter – Fotografien“. Über ein halbes Jahr lang zeigte das Bochumer Stadtarchiv, Zentrum für Stadtgeschichte, diese Ausstellung – mit viel Erfolg und großer Resonanz. Doch muss „WAZ-Winter“ natürlich auch in Wattenscheid ausstellen. Und wo? Natürlich in der WAZ. Ab kommendem Mittwoch, 6. Juni, ist die komplette Ausstellung im Rahmen der WAZ-„Kulturoffensive“ an der Hüller Straße 7 zu sehen.
Der Täter kehrt doch immer wieder an den Tatort zurück. Dieses Sprichwort bewahrheitet sich einmal mehr. Dazu Alfred Winter: „Fast ein Zuhause-Gefühl. Diese Räume kenne ich bestens.“
„Alfred Winter – Fotografien“: Der Titel sagt zunächst einmal nichts und beinhaltet doch alles. Fotojournalist Winter (79) war mehr als 30 Jahre für die Wattenscheider Lokalausgabe der WAZ tätig und ist in der Hellwegstadt als „WAZ-Winter“ auch heute, obwohl längst im Ruhestand, stadtbekannt. Von 1964 bis 1996 dokumentierte er per Linse nicht nur Zeitgeschichte, sondern sah den Menschen. Sah das, was der Mensch tut, wo er sich aufhält, seinen Alltag.
Gestochen scharf, natürlich in schwarz-weiß. Zu Winters Zeiten in der Redaktion wurden die Fotos in der Dunkelkammer bei schwachem Rotlicht per Hand entwickelt und abgezogen. Fotoshop am Computer? Für Winter kein Thema. Der wendige Foto-Redakteur sah alles, was sich in der Alten Freiheit bewegte, was passierte. Sein Arbeitsgerät: der Fotoapparat, das Auto, das Fahrrad, die Füße – und ein verdammt gutes Auge. Ihm entging nicht, wenn Papa Kohlen schippen musste, der Junior sich durch den Kellerschacht den Weg ins schwarze Gold bahnte und schelmisch grinste. Winter war dabei, als Johannes Rau und Rudi Dutschke im Februar 1968 in der Wattenscheider Stadthalle tagten. Und auch bei der Demonstration gegen die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ im August ‘68. Winter schmunzelt: „Die Frau mit dem Protest-Plakat ist heute Studienrätin, um die 60 und wohnt in Witten. Wir sind befreundet.“
Er kennt sie, kennt sie alle, erinnert sich an alle. Alfred Winter war dabei, als der damalige Wattenscheider Oberbürgermeister Erwin Topp 1970 den ersten Spatenstich für die Plattierung der Fußgängerzone tat. Und er sah, wie ein Schüler vor der Stadtbücherei weilt, „Die drei Fragezeichen“ liest und an der Wand „Lesn macht kluch“ geschrieben steht. Weder der Taubenvatter, noch die Ordensschwester, der beim Sturm der Regenschirm umknickt, entgingen Winters Auslöser. „Weiß ich noch“, sagt Winter. „Das war in Höntrop.“ Die Ausstellung ist keine Dokumentation – trotz der zeitgeschichtlichen Wertigkeit. „Im Mittelpunkt steht immer der Mensch“ ist Winters Botschaft.
Nun, der Profi-Fotograf aus Leidenschaft musste schon ein bisschen überredet werden. Diesen Part hat im vergangenen Jahr der Stadtarchivar Andreas Halwer übernommen. So überhaupt kam es zur Ausstellung im Bochumer Stadtarchiv – und jetzt in der WAZ. Winter stimmte schließlich zu und lieferte rund 650 Fotos, die Halwer sichtete. Winter sorgte letztlich für den Feinschliff. Gezeigt werden im WAT 30 Rahmen mit 54 Fotos.
Die Ausstellung „Fotografien – Alfred Winter“ startet am kommenden Mittwoch, 6. Juni, um 18 Uhr in den Räumen der ehemaligen WAZ-Geschäftsstelle an der Hüller Straße 7. Alle Wattenscheider Bürger sind herzlich dazu eingeladen. Der Eintritt ist natürlich frei. Die weiteren Öffnungszeiten werden noch bekannt gegeben.