Wattenscheid. .
Bernd Albers aus Westenfeld sammelt alles von der Band aus Liverpool - und freut sich auf die Talkrunde mit Klaus Voormann in der St. Nikolaus-Kirche. Der wurde einst von Paul McCartney zum „fünften Beatle“ ernannt.
Es war letzten Samstag, als Bernd Albers seine Sprungkraft unter Beweis stellte. Da schlug er morgens die Zeitung auf und dort stand, dass Klaus Voormann, den Paul McCartney mal den „fünften Beatle“ genannt hat, nach Westenfeld kommt. Albers las das – und machte einen Luftsprung. Einer, der die Bandgeschichte der Beatles so entscheidend mitgeprägt hat, bei ihm um die Ecke: Dieses Glück musste Albers erst mal fassen.
Der 66-Jährige beschäftigt sich seit über 45 Jahren mit den Pilzköpfen aus Liverpool. Fanatisch, beteuert er, sei er zwar nicht: „Ich gehöre nicht zu den verrückten Fans, da gibt es Schlimmere.“ Doch sein Raritäten-Sammelsurium ist beeindruckend: Er besitzt reihenweise Bücher, Starschnitte aus der „Bravo“, Kalender, den Fetzen eines originalen McCartney-Schals, alte Konzertkarten – und viele Platten sowieso.
Nun kommt also Klaus Voormann nach Wattenscheid. In der St. Nikolaus-Kirche spricht er an diesem Freitag (19 Uhr) mit BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken über die Entwicklung der Rockmusik. Ab Freitag zeigt die Kirche außerdem eine Auswahl von Illustrationen, Kunstdrucken, Grafiken und Radierungen Voormanns. Der Ausstellungstitel „Remember Revolver“ ist programmatisch, denn Klaus Voormann ist auch deshalb bekannt, weil er das „Revolver“-Album der Beatles (1966) gestaltet und dafür einen Grammy erhalten hat.
Auch dieses Album besitzt Bernd Albers, pensionierter Hauptschul-Lehrer aus Westenfeld. Ein Freund hat es ihm geschenkt. „Freitag will ich es mir signieren lassen“, sagt er. Die Veredelung dieser Platte wäre eine weitere Aufwertung seiner Sammlung, die am 25. Juni 1966 ihren Anfang nahm. Albers kann das Datum wie seinen Geburtstag aus dem Stand nennen. Damals besuchte er mit seinem Bruder ein Beatles-Konzert in Essens Grugahalle. „Das war eine Revolution. Diese Mehrstimmigkeit, diese Harmonie! Diese Musik ist zeitlos, so ein Phänomen wird es nie wieder geben.“
Jenes Konzert filmte er vom Oberrang aus – die 25 Schmalspur-Minuten sind das erste Zeugnis einer Passion, die er bis heute gerne teilt. Albers arbeitete bis vor zwei Jahren an einer Hauptschule in Essen-Eiberg. Im Rahmen von Projektwochen ließ er die Schüler schon mal über die Beatles forschen. „Man muss für jede Musik offen sein“, sagt Albers und meint sowohl die Jugendlichen als auch sich selbst. Nicht nur, weil er ab und zu Hip Hop hört. Sondern weil er, der Beatles-Fan, bereits zweimal auf Stones-Konzerten war.
Die Wattenscheider, sagt Albers, seien in den 60ern durchaus offen gewesen für die neu aufkommende Beat-Musik. Die Konzertkarten habe er am August-Bebel-Platz kaufen können, „auch meine Eltern haben gesagt, das ist okay, dass du dich dafür interessierst“. Der Besuch von Klaus Voormann am Freitag sei jedoch die erste direkte Verbindung zwischen der Stadt und der Band. Wobei: „Wer weiß, als die Beatles nach dem Konzert 1966 von Essen mit dem Zug nach Hamburg gefahren sind – vielleicht sind sie damals ja durch Wattenscheid gefahren.“