Wattenscheid.

Freitags gibt’s Fisch, auch als Stäbchen, oder, wie gestern „Verlorene Eier“. Auf verlorenem Posten sind die ehrenamtlichen Damen mit diesen Speisen nur ganz selten. „Die Gäste mögen halt am liebsten Fleisch“, sagt Siegrid Joppien. Knöttern halt schon mal, wenn kein Schnitzel auf den Teller kommt. Sie muss es wissen, kocht die 71-Jährige doch seit über einem Jahrzehnt beim „Mittagstisch“ für Obdachlose an der Swidbertstraße. Über eine Turn-Kollegin ist sie damals an das Ehrenamt geraten. Erstmal zum Kaffeekochen und für die Kleiderkammer. Siegrid Joppien ist geblieben, sowie Renate Kalwa (73) oder Sophia Buxinski (72) und weitere zehn Frauen im Alter zwischen 60 und 80 Jahren. Sie geben ihre Zeit gern für den guten Zweck.

„Wir sind ein gutes Team“, sagt Maria Stotzek (79). Knapp 15 Frauen im Rentenalter stemmen den Speiseplan, die Essensausgabe und die Kleiderkammer beim „Betreuten Mittagstisch“ des Diakonie-Werks. Nicht zu vergessen die CDU-Frauen, die alle 14 Tage dienstags vor Ort sind und Hackbraten oder Frikadellen auf den Tisch bringen. „Und an Heiligabend immer ‘was Besonders“, so Inge Ragsch, bereits seit 13 Jahren am Herd aktiv. Ähnlich wie ihre Mitstreiterinnen Gisela Möcklinghoff, Heidi Zielinski und Heda Borgmeier. „Die Einnahmen aus dem Familienfest fließen in das Weihnachtsessen vom Mittagstisch.“

Ob sonn- oder alltags, feier- oder festtags: Die Damen sind da. Nun, am Wochenende werden die Speisen vom Martin-Luther-Krankenhaus geliefert. Doch muss auch sonntags das Essen auf die Teller verteilt und ausgegeben werden.

Während wochentags oben im Gebäude gekocht und gebrutzelt wird, steht die Damen-Riege unten im Hochparterre fürs Frühstück und die Ausgabe des Mittagessens parat. Frühstück gibt’s von 9.30 bis 10.30 Uhr. Doris Lapp und ihre Kolleginnen Maria Stotzek, Hedda Schnapp, Annemarie Schulz, die auch für die Ausgabe in der Kleiderkammer sorgt, und weitere Mitstreiterinnen schmieren morgens die Brötchen und schenken Kaffee aus. Das halbe belegte Brötchen kostet den Gast 25 Cent und die Tasse Kaffee zehn; das Mittagessen einen Euro. Es wird aber auch schon mal angeschrieben und erst im nächsten Monat bezahlt.

Nach dem Frühstück wird aufgeräumt und alles für das Mittagessen bereit gestellt. Mittag gibt’s von 12.30 bis 13 Uhr. Zwischen der Ausgabeküche und dem Ess-Saal der Gäste steht ein kleiner Abstelltisch im Durchgang. Der seinen Mehrzweck erfüllt. Er dienst als Ablage, aber auch als sichtbare Grenze zwischen Gästen und ehrenamtlichem Personal, das großen Wert auf Hygiene legt. „Wo viele Menschen zusammenkommen und essen, muss es sauber sein“, so Maria Stotzek.

Die Damen und die Gäste – übersetzt: die ehrenamtlichen Rentnerinnen und die Obdachlosen. Klar knallt es schon mal, fällt auch mal ein Spruch. Weder die Gäste noch die Frauen lassen sich alles gefallen. „Aber wie es in den Wald ‘reinschallt, so schallt es wieder ‘raus“, sagt Doris Lapp aus Überzeugung und mit Erfahrung. „Wir alle sind gern hier und kommen mit den Gästen gut klar. Die meisten von ihnen kennen wir schon seit vielen Jahren.“ So verwundert ein fast freundschaftliches „hallo Walter, Peter, Willi...“ aus der Vorbereitungsküche in den Ess-Saal keineswegs.

Zweierlei liegt den Damen am Herzen: Sie wollen unbedingt weiter für ihre Gäste kochen und brauchen dringend neue Mitstreiterinnen. Wer sich interessiert: 23 862