Wattenscheid. .

Kindertagesstätten und Altenheime könnten unterschiedlicher nicht sein. In Kitas verbringen junge Menschen ihre ersten Jahre, und wer in einem Seniorenzentren lebt, befindet sich im Herbst seines Lebens. Trotzdem gibt es einige Parallelen: Vom gemeinsamen Frühstück bis hin zu Sing- und Spielkreisen – der Alltag ist mitunter ähnlich strukturiert. Das haben acht Mädchen und Jungen vom Kindergarten St. Barbara nun selbst erfahren und ihre Eindrücke mit der Kamera festgehalten.

„Künstler in die Kitas“ heißt ein Projekt des NRW-Familienministeriums. Zehn Einrichtungen zwischen Bonn und Bielefeld, darunter der katholische Kindergarten St. Barbara, wurden ausgewählt. Ziel: Den Vorschülern durch die Kunst neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen. Die Kinder von der Hollandstraße bekamen Unterstützung von der Essener Fotografin Bettina Steinacker. „Ich konnte mir das am Anfang nicht so recht vorstellen“, sagt die 43-Jährige. „Ich habe auch schon mit Schülern gearbeitet, da war oft nach fünf Minuten Feierabend mit der Konzentration.“ An der Hollandstraße, betont Steinacker, sei das jedoch nicht so gewesen. In drei Monaten hielten die Kinder nicht nur ihren eigenen Alltag mit der Kamera fest: Sie besuchten auch das Altenwohnheim St. Elisabeth von Thüringen und knipsten, wie ihre Großeltern-Generation lebt. Die Bilder hängen nun im Kindergarten aus und sind montags bis donnerstags zwischen 14 und 16 Uhr zu sehen. Ab Juni wandern die Fotos weiter zum Altenheim an der Berliner Straße.

Ein Foto etwa zeigt einen Tisch in der Kita, um ihn herum sitzen die Kinder und frühstücken. Daneben das Bild eines Frühstückstisches im Altenheim. Eine ganz ähnliche Situation. „So haben sie den Kontrast zwischen jungen, dynamischen und gebrechlichen, pflegebedürftigen Menschen gesehen“, sagt Kita-Leiterin Christiane Schlott. Das Frühstücksbild hat die kleine Elisa gemacht, ein fünfjähriges Mädchen mit bunter Spange im Haar und rosa Strümpfen. „Ich habe mich dafür auf einen Stuhl gestellt“, sagt sie stolz, als sie der WAZ von der Aktion erzählt. Für die Aufnahmen haben sie übrigens ganz normale Digitalkameras für um die 60 Euro benutzt.

Die Bilder haben die Kinder zusammen mit Bettina Steinacker kritisch betrachtet und gelernt, was sie besser machen könnten. Sie können nun also auch ein bisschen fotografieren. Ben, ein fünfjähriger Blondschopf, hütet die elterliche Kamera seitdem wie einen Schatz. „Ich darf jetzt“, berichtet er aufgeregt, „auch zu Hause Foto machen.“