Man könne ihn auch Darmkrebstag nennen, „aber dann komme außer denjenigen, die sowieso schon interessiert, informiert und koloskopiert sind, ja gar keiner mehr,“ sagt Dr. Martin Lainka vom Martin-Luther-Krankenhaus (MLK). Aus jedem Polypen werde irgendwann Darmkrebs, es sei nur eine Frage der Zeit – so gibt der Chefarzt der Chirurgie die persönlichen Befunde eines Kollegen aus der Pathologie wieder. Informationen bietet der „7. Wattenscheider Darmtag“ am MLK kommenden Samstag.
Viele fürchten die Untersuchung (aus Scham oder Angst vor Schmerzen) und die mögliche Diagnose so sehr, um in großer Zahl zur Vorsorge zu gehen. Dabei sei selbst die schlimmste vorstellbare Diagnose, Darmkrebs, gut heilbar, zumindest in den 90 Prozent der Fälle, in denen er früh erkannt wird, so Martin Lainka.
Frühe Erkennung heiße Erkennung der Vorstufe: Polypen. Ein Polyp ist zunächst nur eine Wucherung der Darmwand, es kann aber ein bösartiges Geschwür daraus werden. Von Polypen merkt man nichts, außer sie bluten zufällig. „Ein Drittel derer, die sich bei uns untersuchen lassen, haben Polypen“, schätzt Dr. Ute Schwegler, Chefin der Inneren Medizin. „Die hier Untersuchten sind aber schon eine Vorauswahl, welche uns die Hausärzte geschickt haben.“ Denn das MLK hat von der Kassenärztlichen Vereinigung keine Genehmigung, reine Vorsorge-Darmspiegelungen durchzuführen. Am MLK wird nur koloskopiert, wer familiär vorbelastet ist.
In der Krebsstatistik sei Darmkrebs der zweithäufigste, sagt Martin Lainka, und der vierttödlichste. Dass er durch ungesunde Ernährung oder unsportlichen Lebenswandel begünstigt werde, sei hingegen nicht erwiesen. So lässt sich nur schwer einschätzen, wer betroffen sein könnte.
Frühe Erkennung heißt aber, dass der Patient zur Darmspiegelung geht oder zumindest seinen Stuhl auf Blut untersuchen lässt. Die Kassen empfehlen und übernehmen die Stuhluntersuchung für Frauen ab 40 und für Männer ab 50, ab dem 55. Lebensjahr auch die Darmspiegelung. Wer Blut im Stuhl hat oder familiär vorbelastet ist, sollte sich das ärztlich bestätigen lassen und früher gehen: „Wenn bei einem nahen Verwandten Darmkrebs festgestellt wurde, als er 45 war, sollte man als familiär Vorbelasteter mit 35 zur Vorsorgeuntersuchung gehen“, rät Dr. Schwegler.
Bei der Darmspiegelung wird dem Probanden nach Verabreichung eines Schmerz- und Beruhigungsmittels ein ca. ein Zentimeter dicker Schlauch mit Kamera durch den After eingeführt, so dass der Darm auf Gewebeveränderungen untersucht werden kann. Für entdeckte Polypen gelte nicht die Unschuldsvermutung, sagt Martin Lainka. „Die Darmspiegelung ist oft direkt die Therapie. Kleine Polypen können wir sofort mit dem Endoskop wegschneiden.“
Leider könne so eine Vorsorgeuntersuchung nicht immer zeitnah erfolgen, so Dr. Lainka. Die MLK-Ärzte und ihr Geschäftsführer Dietmar Ewerling beklagen damit eine Unterversorgung in Wattenscheid, zumal das MLK keine Vorsorgeuntersuchungen machen darf. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sehe diese Unterversorgung nicht – mit Blick auf die Gesamtstadt. Das MLK habe mit Unterstützung niedergelassener Ärzte bei der KV den Antrag gestellt, Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu dürfen.