Wattenscheid.

Keine Notschlafstelle für Obdachlose mehr in Wattenscheid? Die Notschlafstelle mit ihren zehn Plätzen – plus einem Notbett – soll spätestens 2013 geschlossen werden. So sieht es die bisherige Streichliste vor. Damit sollen 131 000 Euro eingespart werden. Diese Nachricht ruft jetzt auch die Kirchen auf den Plan. Der kath. Stadtdechant Dietmar Schmidt, Pastor Frank Dressler von der ev. Kirchengemeinde Wattenscheid und Pastor Dr. Uwe Gerstenkorn, ev. Kirchengemeinde Höntrop, haben sich gestern im Haus an der Swidbertstraße 6 mit Ehrenamtlichen und Betroffenen sowie Arno Mücke, Sozialarbeiter und Leiter der Wohnungslosenhilfe, zusammengesetzt.

Tenor: Der Betreute Mittagstisch und die Notschlafstelle gehören zusammen – und zwar nach Wattenscheid, nicht nach Bochum. Sie alle sind der Auffassung, dass eine solch intensive Sozialarbeit nur dann geleistet werden kann, wenn Mittagstisch und Notschlafstelle miteinander verknüpft, kombiniert seien. Und zwar dezentral, hier vor Ort. Pastor Gerstenkorn hat bereits einen gleichlautenden Brief an die Bochumer Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und an Wattenscheids Bezirksbürgermeister Hans Balbach geschickt. Balbach ist Schirmherr der Einrichtung an der Swidbertstraße.

Warum die Wohnungslosen nicht die Unterkünfte etwa im Fliednerhaus am Stadion aufsuchen und nutzen wollen? Klaus (49), bislang ohne Obdach, jetzt in einer eigenen Wohnung lebend: „Wir sind genau so Wattenscheider wie alle anderen hier auch. Das ist unser Zuhause. Hier kennen wir uns aus und fühlen uns zugehörig.“

Klaus’ Geschichte spricht für sich: „Ich bin zu Hause ‘rausgeflogen. Dann bin ich zum Jobcenter gegangen, die mich an die Swidbertsraße weiter vermittelt haben.“ In Arno Mücke und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern habe Klaus Menschen gefunden, die ihm zuhören, ihn beraten, ihm helfen. „Ich hätte auch zu meinen Eltern gehen können, aber da fühle ich auch Stolz und Scham.“ Dank der Beratung, etwa von Mücke, habe er jetzt eine eigene Wohnung „und ich kann neu anfangen“. Und: „Das funktioniert nur, weil diese Beratungsstelle klein, übersichtlich und sehr familiär ist.“ Eben dezentral, sagt Arno Mücke, „genau das, was Politik und Verwaltung Mitte der 90er-Jahre wollten. Warum es uns überhaupt gibt.“ Klaus ergänzt: „Bochum ist für uns anonym, zu groß und viel zu weit weg. Wir haben nicht das Geld für die Straßenbahn.“ Am kommenden Dienstag soll das Thema auch im Sozialausschuss auf den Tisch kommen. Stadtdechant Dietmar Schmidt: „Diese Beratungsstelle ist gar nicht zur Diskussion zu stellen.“