Der Zuschauer merkt es nicht, dafür ist er – na, wie es das Wort schon sagt. Der Eingeweihte weiß es. Auf der Bühne – hinter den Kulissen. Wie bei allen engagierten Vereinen, gerade im Karneval, und davon gibt es in Wattenscheid wahrlich viele, steht und fällt das Vereinsleben mit den Menschen, den Aktiven, die die Gemeinschaft ausmachen. Schauen wir einmal hinter die Kulissen und fertigen ein Portrait. Zum Beispiel von der Kolpingspielschar Höntrop, die in diesem Jahr fünf mal elf, also 55 Jahre alt wird. Bei denen ist das ganze Jahr Karneval, möchte man meinen.
Im Jahr 1953 trat die Stadt Wattenscheid an die Mitglieder der Kolpingsfamilie mit der Bitte heran, für die daheim gebliebenen Kinder Märchen auf der Waldbühne in Höntrop aufzuführen. Das war quasi der Start. „Heute sind wir rund 100 Aktive“, erklärt Vorstandsmitglied Joachim Ridder. Karnevalisten können auch Schauspieler sein. Ridder etwa gibt den Sitzungspräsidenten und immer zum Schluss das Gesangsfinale. Er schwingt auch die Grillzange bei den Märchenspielen. Ridder ist einer von vielen Machern. Seine Familie und etliche weitere sind in der Spielschar verwurzelt, machen eine große Gemeinschaft in der Kolpingsfamilie Höntrop aus.
„Wir sind die Spaßabteilung“, ergänzt Ehefrau Martina (Tina) Ridder. Das Miteinander zählt – über Alters- und Generationsgrenzen hinweg. Und wenn von 100 Aktiven die Rede ist, sind nicht alle erfasst. „Erst ab 16 Jahren darf man offiziell bei uns Mitglied werden“, erklärt Ridder. „Insofern haben wir viel mehr Engagierte, denn die Küken- oder die Jugendgarden sind auch aktiv“ – ohne Mitgliedsbuch.
Das Jüngste in der Schar ist mal gerade zweieinhalb Jahre alt, „und krabbelt einem unserer ältesten Aktiven, dem Onkel Achim, 78 Jahre alt, gern auf den Rollstuhl, wenn er bei den Märchenspeilen die Eintrittskarten abreißt.“
„Ohne Freude kann das Menschenherz nicht sein” so ein Zitat von Adolph Kolping. Diesem getreu wirkt die Spielschar. Und alle stecken viel Zeit in die große Schar, in das Leben der Kolpingsfamilie. Ridder etwa wollte für ein Märchenspiel das Pony vom Reit- zum Fahrpferd umerziehen. „Drei Monate Arbeit für fünf Minuten Bühne, damit das Tier eine Kutsche zieht.“
Jeder tut, was er kann
Im Januar proben verstärkt natürlich die Tanzgarden, unter den „Fuchteln“ von Tina Ridder, selbst viele Jahre lang das Wattenscheider Tanzmariechen, und Silvia Wienert. Der Karneval ist noch nicht ganz vorbei, dann starten die Proben, die Kostüm- und Bühnenbildanfertigungen für die Märchenspiele im Sommer, gefolgt von den Proben für den Theaterabend der Spielschar. „Und dann ist schon wieder Karneval“, lacht Ridder. Hinzu kommen Vereins- und Vorstandssitzungen.
Nicht alle Mitglieder machen jedoch auch alles. „Jeder das, was er am am besten kann. Und zwar eigenständig“, erklärt Ridder. Ideen für die einzelnen Karnevals-Nummern kommen von den Mitgliedern selbst und werden auch von ihnen umgesetzt, sei es in der Bütt oder bei Gesangsdarbietungen. Für die Regie der Märchenspiele und des Theaterabends sind etwa Barbara Ridder sowie Stefan und Steffi Weyers die richtige Besetzung. Andreas und Michael Weyers sorgen für den gekonnten Bühnen- und Karnevalswagenbau. Und ohne Souffleusen kein Märchenspiel und kein Theater: hier wirken Barbara Lichtleitner und Marlies Baar.
Mitmischen in der Kolpingspielschar können alle, wenn sie denn zu den Statuen stehen; für das soziale Werk.
Mehr über die Kolpingspielschar und auch ihre Geschichte unter www.kolpingspielschar-hoentrop.de