Wattenscheid..
Es hätte auch für die kleine „Pussy“ ein schönes Weihnachtsfest werden können. Genauso, wie es in den vergangenen Jahren immer war – mit einem festlich geschmückten Tannenbaum in der warmen Stube und gemeinsamen Stunden mit ihrer Katzen-Mama. Doch dieses Mal wird es anders. Denn „Pussys“ Frauchen ist verstorben, die 12-jährige Samtpfote muss die besinnlichen Tage im Wattenscheider Katzenhaus bei Ulrike Kappert verbringen. Dabei wünscht sie sich sehnsüchtig ein neues Zuhause.
„Aber nicht mehr vor Weihnachten“, wendet Tierfreundin Kappert sofort ein, wenn man sie fragt, ob sie jetzt noch Findelkinder abgibt. „Tiere sind keine Geschenke. Und auch nichts für kleine Kinder. Da sollten Eltern lieber warten, bis sie größer sind und schon eine Beziehung zu einem Vierbeiner aufbauen können“, erklärt die 60-Jährige weiter. Insgesamt landeten nach den Feiertagen schlichtweg zu viele Katzen und Hunde wieder auf der Straße.
Eigentlich würde die Heilpraktikerin gerne ihre Miezen abgeben. Zwölf Schutzbedürftige pflegt sie aktuell auf ihrem Grundstück mit Katzenhaus und Auslauf. Manch eine davon ist jedoch schwer vermittelbar. „Wir haben auch Katzen aufgenommen, die krank sind und täglich ihre Medizin brauchen. Das geht zahlreichen potenziellen Interessenten zu sehr ins Geld.“
Mit dem Wort „wir“ meint Kappert den Verein „Katzenhaus Wattenscheid“, den sie vor zehn Jahren mit sechs Freunden gegründet hat. „Uns wurde damals mitgeteilt, dass ein kleines Kätzchen in der Nähe der Ottostraße angefahren worden ist. Ein Bein musste amputiert werden, was erhebliche Kosten verursacht hat. Da wir schon einmal sammelten, konnten wir gleich einen Verein gründen.“ Das kleine Kätzchen von damals heißt Angelina und lebt immer noch bei Kappert als Maskottchen -- eine Erfolgsgeschichte.
Bereits Jahrzehnte zuvor fand die Wattenscheider Katzenmutter zu ihrer Leidenschaft. „Eigentlich war ich immer eine Hundenarr. Durch Aktionen von Tierschützern, an denen ich teilnehmen konnte, bin ich auf die Situation von Streunern aufmerksam geworden. Schlimm, war das damals.“ Und sie wollte etwas tun. Seit dreißig Jahren gehen Samtpfoten nun bei ihr ein und aus. „So circa tausend, würde ich schätzen.“ Noch als Studentin hat Kappert ihr BAföG für die Anfänge der Katzenstation geopfert, inzwischen finanziert sich der Verein über Spenden und Mitgliedsbeiträge.
Da die Gruppe auf jeden Cent angewiesen ist und eigentlich keine langfristige Unterbringung ermöglichen will (außer bei alten, kranken, schwer vermittelbaren Stubentigern), steht die Weitergabe im Mittelpunkt der Arbeit. „Ich habe kein Problem damit, Katzen abzugeben. Schließlich besuche ich jeden Bewerber zu Hause, sehe mir die Wohnung an und weiß genau, wohin die Kleinen gehen.“
Und wer nun doch schnellstmöglich eine Samtpfote bei sich aufnehmen möchte, ist auch noch vor Weihnachten am Wattenscheider Hellweg 241 willkommen. „Reden können wir immer. Eine Katze gibt es aber erst nach reiflicher Überlegung. Und zwar nach dem Fest.“