Wattenscheid. .
Gelebte Nächstenliebe in der Hellwegstadt: Bei den Martinsfeierlichkeiten der Gemeinde St. Gertrud von Brabant sammelten die Organisatoren eine Spende in Höhe von 280 Euro. Eine Abordnung des Gemeinderates überbrachte jetzt das Geld der Schwester Anand, die seit 1964 dem Missionsorden der Nächstenliebe von Mutter Teresas angehört. Bei ihr sieht Vorsitzender Bernd Albers die Zuwendung in den richtigen Händen: „Die Messdiener, die auch das Martinsspiel gestaltet haben, schlugen Schwester Anand als Empfängerin vor. Man kennt sie einfach noch in Wattenscheid, gerade die älteren Gemeindemitglieder haben nie den Bezug zu ihr verloren.“
22 Jahre tätig in Indien
Denn die 90-Jährige ist tatsächlich in der Alten Freiheit keine Unbekannte. Von 1950 bis Ende 1953 hatte sie unter ihrem weltlichen Namen Dr. Margaretha Hegemann eine Kinderarztpraxis in der Gertrudisstraße 37 und betreute außerdem die Kinderstation im Marienhospital. Doch sie fühlte sich gleichzeitig dazu berufen, den Ärmsten und den kranken Menschen in der Welt vor Ort zu helfen und war fünf Jahre beim Schweizer Missionswerk tätig. In Indien kam es dann zu der schicksalhaften Begegnung, die ihr Leben verändern sollte: Sie traf die Selige Mutter Teresa und wurde die zweite deutsche Frau im Orden der späteren Friedensnobelpreisträgerin.
Schwester Anand, was übersetzt „Freude“ bedeutet, blieb daraufhin 22 Jahre in Indien, anschließend bereiste sie Südamerika und Afrika. 1982 sollte sie in Ostberlin arbeiten, bekam aber kein Visum. Nach der Wende durfte sie „endlich“ in Chemnitz ihre Tätigkeiten ausüben.
Mutter Teresa vertraute ihr 1993 das Amt als internationale Vertreterin der Missionaries Of Charity, der Gemeinschaft der kranken und leidenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Deutschlands, an. Dieser Orden kümmert sich besonders um Sterbende, Waisen und Kranke. Heute gehören dem Orden über 3000 Schwestern und über 500 Ordensleute in 710 Häusern in 133 Ländern der Erde an.
Bei der Spendenübergabe mit der Schwester fiel den Gemeinderatsmitgliedern besonders auf, dass die Höntroperin immer noch eine intensive Verbindung zu ihrer Heimat Wattenscheid aufrecht hält - und die Erinnerungen an die Alte Freiheit ließen ihre Augen glänzen. Besonders erfreut ist die Ordensfrau in diesem Zusammenhang über den sechsspurigen Ausbau der A40: „Dadurch können mich viele alte Bekannte noch schneller in Frillendorf besuchen.“
An der Elisenstraße 15 betreut sie u.a. mit vier weiteren Schwestern die Suppenküche für Obdachlose und kümmert sich erneut um die Ärmsten. So, wie sie es schon ihr ganzes Leben lang tat - nun jedoch in der Nähe ihrer alten Heimat.