Dietmar Illmann (38) rettet Leben, manchmal sogar 100 pro Nacht. Keine Menschenleben, sondern die von Fröschen, Kröten und Molchen.

„Für mich fängt das Jahr erst richtig an, wenn das hier vorbei ist”, sagt Dietmar Illmann. „Das hier”– das sind unzählige Nächte, die der 38-Jährige an der Günnigfelder Straße zwischen Naturschutzgebiet Blumenkamp und Stadtgrenze zu Bochum verbringt. Bewaffnet mit einem Eimer und einer Taschenlampe streift er durch das Unterholz links der Straße, sammelt ein, was kreucht und fleucht, bringt es in die Teiche rechts der Straße. Beginn der Reisezeit für Amphibien ist meist im Februar. „Dieses Jahr war es aber später, weil der Winter so lang und kalt war”, erklärt Dietmar Illmann. „Ab Mitte März ging es richtig los. Wenn jetzt noch mal ein paar warme, feuchte Nächte kommen, dann ist meine Arbeit hier bald beendet.” Dann kann auch der Zaun, den das Grünflächenamt dort aufgestelllt hat, wieder abgebaut werden.

Ich kenne hier schon die Stellen, an denen die Tiere aus dem Boden kommen

Bei der Ein-Mann-Spedition, die Illmann für Lurchi und Co. ehrenamtlich betreibt, gehen allerhand Tiere durch seine Hände. Besonders häufig sind auch in diesem Jahr wieder Berg- und Teichmolche. Aber auch Erdkröten und Grasfrösche sind häufig zu Gast in Illmanns grünem Eimer. „Ich kenne hier schon die Stellen, an denen die Tiere aus dem Boden kommen”, sagt Illmann, der sich an der Günnigfelder Straße schon seit 23 Jahren für die Krören einsetzt, und zeigt auf eine Ritze zwischen Brücke und Boden. Kröten und Molche vergraben sich im Spätherbst und überwintern in Erdlöchern. Im Frühjahr wandern sie dann meist zu den Teichen, in denen sie selbst geschlüpft sind. „Deswegen setze ich die Tiere auch weit hinten im Naturschutzgebiet aus und nicht direkt hier vorne an der Straße”, erklärt Dietmar Illmann. „Dadurch überwintern auch immer mehr Tiere dort hinten und müssen nicht mehr über die gefährliche Straße wandern.”

Angefangen hat Illmanns Interesse für Amphibien schon in der Grundschule. „Wir haben Molche gefangen und sie in Aquarien gehalten”, erinnert sich Illmann. „Und als ich dann irgendwann von Wattenscheid nach Hause nach Wanne-Eickel gefahren bin, habe ich hier in einen Gulli gesehen, der voller Molche war. Seitdem stecke ich hier mein Herzblut rein.”

Zwei Mal täglich Kontrolle am Zaun

Dieter Illmann arbeitet schon seit ein paar Jahren nicht mehr in der Hellwegstadt, kommt aber im Frühjahr jeden Abend und jeden Morgen vorbei und kontrolliert den Zaun und sammelt Amphibien ein. „Manchmal erschrecken sich die Leute ganz schön, wenn ich wie ein Totengräber mit der Taschenlampe aus dem Unterholz stapfe”, sagt Illmann. Zudem ist er überall da unterwegs, wo Frösche in Not sind. Wenn Lebensräume zerstört werden und Tümpel austrocknen.

Am liebsten würde der 38-Jährige den Job hauptberuflich machen. „Oder irgendetwas anderes im Bereich Umwelt- und Naturschutz. Das wäre mein größter Wunsch”, sagt Illmann, der gerade eine neue Arbeitsstelle sucht.