Wenn „Flasche leer”, ist das Leergut. Was aber nicht meint, dass die Getränke-Behälter wertlos sind. Mitarbeiter eines Verkaufsmarktes im „Steinhof” haben jetzt erst wieder erfahren müssen, wie sehr das leere Gut begehrt ist; bei Zeitgenossen, die einbrechen und die Flaschen klauen.
In der Nacht zum Montag hat die Polizei in dem Getränkemarkt zwei Männer gestellt, die laut Mitteilung des Präsidiums auch zugegeben haben, dort schon mehrfach eingestiegen zu sein. „Ich kann's kaum noch zählen”, sagt eine Mitarbeiterin, und der Dienst habende Marktleiter Stefan Gunst (27) schätzt, dass dem Markt bislang ein Schaden zwischen fünf- und achttausend Euro entstanden ist.
Videoüberwacht und mit Nato-Draht gesichert
Ziel ist immer das Außenlager. Im Gegensatz zu den Geschäftsräumen mit viel Glas gleicht das Areal an der Autobahn und der Zufahrt eher einem Hochsicherheitstrakt: Das Stahltor ist geschätzte drei Meter hoch, ebenso der Zaun, der obendrauf noch mit Nato-Draht gespickt ist. Der Hof ist abends beleuchtet, jetzt ist auch eine Video-Nachtsichtkamera installiert – das Unternehmen hat auf die zahlreichen Einbrüche reagiert. „Die Kameras werden dort eingesetzt, wo viel geklaut wird”, sagt Stefan Gunst.
Ganz heiß begehrt sind PET-Einwegflaschen mit ihrem speziellen Logo. Diese Retouren werden in übergroßen Säcken gesammelt, so ein Sack hat einen Wert von 60 bis 80 Euro, erläutert der 27-Jährige. „Dann wurden schon mal Müllsäcke mitgebracht, um die Flaschen umzupacken.”
Die könnten ja von uns sein
Jede Flasche bringt 25 Cent Pfand, für die Rückgabe werden gerne Automaten genutzt, „da gibt's keinen Personenkontakt” – und keine Fragen, wo die Ware herstammt. „Ich nehm' die PETS schon gar nicht mehr in großen Mengen an”, sagt Stefan Gunst und fügt sarkastisch hinzu: „Die könnten ja von uns sein."
Di e haben sich was einfallen lassen, damit die Schadenssumme nicht noch weiter wächst: Abends räumen sie ein oder zwei Säcke, die während des Geschäftstages voll geworden sind, zurück in die Markthalle – und bei der Öffnung wieder raus. „So viel Lagerkapazitäten haben wir drinnen nicht.” Glasflaschen, in Kisten gestapelt auf Paletten, genießen diesen Diebstahlschutz nicht: Erstens sind sie schwerer und bringen zweitens „nur” je 15 Cent, genau wie Mehrwegflaschen.
Party-Fässchen bekamen "Beine"
Wirklich zum Renner haben sich die modernen Fünf-Liter-Party-Fässchen entwickelt: „Während unserer Öffnungszeiten haben Unbekannte den Zaun aufgeschnitten. Plötzlich kam mir ein Fass entgegen gerollt. Die sind dann mit ihrer Beute über die neue Fußgängerbrücke rüber nach Leithe gelaufen”, berichtet Mike Bojanowski, Mitarbeiter im Markt-Team. Diese leeren Behälter stehen mit fünf Euro auf Platz eins der Pfandliste; die traditionelle Kiste Bier mit drei Euro zehn deutlich drunter.