Bochum will „Fairtrade Town“ werden. Im Rathaus wird bereits fair gehandelter Tee und Kaffee getrunken. Die Wattenscheider Eine-Welt-AG kürt daher den Fairtrade-Zuständigen Frank Frisch zum September-Botschafter des fairen Handels.

Um„Stadt des fairen Handels“ zu werden, bedarf es nicht nur lapidarer Lippenbekenntnisse. Wer dazu gehören will, muss schon die Ärmel aufkrempeln. Bochum hat per Ratsbeschluss entschieden, als „Fairtrade Town“ zertifiziert werden zu wollen (die WAZ berichtete). Bei allen Sitzungen der Ausschüsse und des Rates sowie im Büro der Bürgermeisterinnen inklusive Chefin ist Fairtrade-Kaffee auszuschenken sowie ein anderes Produkt aus fairem Handel zu verwenden. In Bochum wird zusätzlich Tee kredenzt – und bei Jubiläen verschenkt die Stadt „fair gehandelte“ Blumen.

„Und das schon seit einigen Jahren“, weiß Frank Frisch vom Büro „Bochum-Agenda 21“, angesiedelt bei der Stadt. In dieser Eigenschaft wird die Wattenscheider Eine Welt AG den „Fairtrade Town“-Zuständigen Frank Frisch zum September-Botschafter des fairen Handels küren. Frisch hat zuvor im Bereich „Energie und Klimaschutz“ bei der Stadt gewirkt.

Schon gut aufgestellt

Um als Fairtrade Town zu gelten, müssen vorab fünf Kriterien erfüllt sein: Der Ratsbeschluss gegen Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit muss her, eine Steuerungsgruppe installiert werden, Betriebe aus Einzelhandel und Gastronomie müssen bereit sein, faire Produkte zu verkaufen, ebenso sollen Fairtrade-Produkte in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen oder Kirchen verwendet werden. Nicht zuletzt ist nachzuweisen, dass die Medien über die Entwicklung der Stadt hin zur „Fairtrade Town“ berichten. Immerhin: Einen fairen Einkaufsführer habe die Stadt schon in 2009 herausgegeben. Frisch: „Natürlich sind die Druckwerke schon in dem Moment überholt, wenn sie auf den Markt kommen, weil immer neue Geschäfte hinzukommen.“

Bis auf das Kriterium „Steuerungsgruppe“, so Frank Frisch, „sind wir schon ganz gut aufgestellt.“ Die Steuerungsgruppe soll sich zusammensetzen aus Vertretern aus Verwaltung, Einzelhandel, aus der AG Eine Welt Wattenscheid, den Kirchen und etwa dem Hotel- und Gaststättenverband. Frisch stellt sich vor, die Gründung der Steuerungsgruppe nach den Sommerferien einzustielen. Sind schließlich alle Kriterien erfüllt, besucht ein Abgesandter des Dachvereins „TransFair“ die Kommune und erklärt sie zur „Fairtrade-Stadt“. Aber zunächst nur für den Zeitraum von zwei Jahren. Danach wird geprüft, ob nach wie vor alle Kriterien erfüllt sind.

Frank Frisch hofft, „dass Bochum im nächsten Jahr den Titel Fairtrade Town beantragen kann und auch zertifiziert wird“. Er gesteht, dass er immer mal einen Blick in die Nachbarstadt Dortmund wirft, die bereits 2009 per Ratsbeschluss entschied, Fairtrade Town zu werden und mit sehr respektablen Ergebnissen vorangeht. Mehr auch unter www.fairtrade-towns.de.