Wattenscheid. .
Den Senioren interessante Stunden bereiten – so lautet das Ziel. Mindestens einmal in der Woche ist Brigitte Stratmann mit dem Team des Ökumenischen Besuchsdienstes vor Ort und versucht Farbe in den Alltag zu bringen.
Und das nicht erst seit gestern. Pünktlich zum Umzug aus dem alten Beisenkamp-Gebäude zum Neubau an der Graf-Adolf-Straße feiert auch die Besuchsgruppe. Mit zehn Jahren steht das runde Jubiläum an. „Wir sind natürlich dankbar, all die Jahre geschafft zu haben und wollen auch weitermachen. Aber feiern müssen wir das nicht. Schließlich machen wir das ehrenamtlich und möchten dafür nichts zurück bekommen“, gibt sich Brigitte Stratmann bescheiden.
Denn eines ist sicher: Dieses Ehrenamt fällt nicht leicht. „Vor allem zu Anfang hat es mich sehr viel Kraft gekostet. Wenn man die Biografie der Leute kennen lernt und dabei feststellt, was einem selbst bevorstehen kann, das ist nicht einfach“, schildert die 70-Jährige. Im Laufe der Zeit hat sie sich Strategien entwickelt zum Abschalten. „Ruhe ist dabei das wichtigste, aber das muss auch jeder für sich selbst entscheiden.“
Sie hat sich vor zehn Jahren für dieses Ehrenamt entschieden, vorher hatte sich Brigitte Stratmann jedoch auch schon in der Evangelischen Gemeinde engagiert. „Als Norbert Philipp im Rahmen der Sozialarbeit den Hospizverein gründete, habe ich Sterbebegleitung gemacht. Doch ich finde, dieses Stück auf dem Weg des Lebens zu begleiten, ist genauso bedeutend.“
Dabei bestätigt sich ihre Meinung jedes Mal, wenn Brigitte Stratmann wieder zu Besuch ist. „Es beschämt mich heute immer noch, wie dankbar die Leute sind. Es ist ein Bedürfnis des Menschen, sich zu umarmen. Selten bin ich so oft umarmt worden, wie im Seniorenheim.“ Es ist persönlicher Einsatz, der die Menschen so dankbar macht. „Wir sind einfach nur da. Wir trösten, wecken Erinnerungen oder singen. Das sind unsere Aufgaben und das macht man nicht mal eben in zehn Minuten.“ In zehn Jahren konnte die Gruppe „Lichtblicke“ jedoch schon so manchen Schatten vertreiben und auch hinweg singen. Denn immer donnerstags treffen sich die „Lerchen“, um das ein oder andere Ständchen zu intonieren. Auch das geht auf das Konto des Besuchsdienstes. „Beim Singen tauen die Menschen nun mal auf. Dann ist der Tag schon fast gerettet, wenn die Erinnerung musikalisch auflebt“, beschreibt Brigitte Stratmann die Gesangsstunden.
Doch gerade beim Thema Erinnerungen herrschte ein Grund zur Wehmut: „Der Umzug aus der vertrauten Umgebung am Beisenkamp war natürlich nicht einfach für die Senioren. In der neuen Umgebung möchten wir zu einer schnellen Eingewöhnung beitragen.“