Wattenscheid. .

„Geh’ bei grün“, lautet das Motto für Fußgänger an gefährlichen Kreuzungen. Aber nicht nur der Straßenverkehr kann gefährlich für Leib und Seele sein. Auch die Einkehr im Restaurant zwingt den einen oder anderen Magen in die Knie, doch damit will der Gesetzgeber ab Januar 2012 Schluss machen. Die neue Hygiene-Ampel zeigt dann schon an der Eingangstür an, wie viele Keime in diesem Lokal gleich mit auf dem Teller landen, oder eben auch nicht.

Die Gastronomen in der Hellwegstadt blicken der Lichtzeichenanlage für Restaurants jedenfalls gelassen entgegen. Jörg Mucha vom Beckmannshof hat die letzte Kontrolle erst vor zwei Monaten hinter sich gebracht, dabei sei wie immer nichts zu beanstanden gewesen. „Ich hab’ da nix zu verstecken und kann da gerne einen Zettel ins Fenster hängen. Das ist mir egal“, sagt der Restaurantchef von der Berliner Straße und verweist auf die bestehenden Richtlinien. „Wir haben in zehn Jahren nie ein Problem gehabt. Von der Tischreinigung bis zur reibungslosen Kühlkette dokumentieren wir alles.“

Für die Auswertung ist das Ordnungsamt der Stadt zuständig. Zurzeit sind für die rund 3000 Betriebe, die mit Lebensmitteln umgehen, sechs Kontrolleure unterwegs. Laut Auskunft von Stadtsprecherin Barbara Gottschlich lag die Beanstandungsquote für die Restaurants, Kneipen Imbissbuden und Gastronomie im Jahr 2010 bei 2,59 Prozent, genaue Zahlen für die Alte Freiheit liegen nicht vor. Den großen Durchbruch im Verbraucherschutz sieht sie durch die Hygiene-Ampel nicht kommen: „Wenn das Bundesgesetz geändert ist, läuft es lediglich auf eine Momentaufnahme hinaus. Das Verfahren erhöht nicht unbedingt den Verbraucherschutz, weil zum Beispiel der Koch wechseln könnte, oder jemand ruht sich auf seinen grünen Lorbeeren aus.“ Bis zur nächsten Kontrolle kann sich also zwischenzeitlich eine Menge ändern.

Giuseppe Tomasello sieht das ähnlich und versteht die ganze Diskussion nicht. Für ihn gibt es in Sachen Sauberkeit keine Farbenlehre. „Entweder ist es dreckig, dann muss der Laden vom Ordnungsamt sofort dicht gemacht werden, oder es ist sauber, wie es sich gehört. Die Idee ist zwar ganz gut gedacht für die Gäste, aber in der Frage braucht es nun wirklich keine Ampel“, ist der Gastronom von der Hüller Straße resolut.

Weiwei Zhu vom Höntroper China-Restaurant Pagode fasst die mit der Ampel verbundene Unsicherheit der Gastronomen zusammen. „Es ist ja im Moment noch nicht klar, wie die Beurteilung ablaufen soll. Die Prüfer kommen unangemeldet, für welche Umstände gibt es dann nach welchen Kriterien welche Farbe? Im Prinzip habe ich auch nichts dagegen, da wir in der Hygiene wirklich auf alles achten. Das ist mir aber aktuell noch zu undurchsichtig“, bringt der Wirt aus Fernost die Bedenken seiner Zunft auf den Punkt.

Noch bleibt den Behörden allerdings Zeit, bis zum Januar für eine Klärung der offenen Fragen zu sorgen. Danach heißt es dann schließlich: „Iss’ bei grün.“