Wattenscheid. . Für Biergartenwirt Wolfgang Hammel könnte die am Sonntag beginnende Freilichtbühnen-Saison die letzte sein: Wegen der Privatisierung der Spielstätte läuft sein Pachtvertrag aus.
Er ist in Wattenscheid bekannt wie ein bunter Hund: Wolfgang Hammel (73), seit Anfang der 90er Jahre Wirt des Biergartens an der Freilichtbühne. Die Saison 2011, die am Sonntag eröffnet wird, könnte für ihn die letzte sein: Sein Pachtvertrag läuft wegen der Privatisierung der Bühne zum Ende des Jahres aus.
Wirt in Wattenscheid ist der gebürtige Göttinger, der in Essen aufgewachsen ist, aber schon viel länger: 1968 übernahm Wolfgang Hammel die „Bürgerstube“ in Höntrop. „Das war seinerzeit ein angesehenes Restaurant und Esslokal“, erzählt der gelernte Installateur und Heizungsmonteur, der über seine erste Frau in die Gastronomie gekommen war. Bis 1984 hat Hammel die „Bürgerstube“ betrieben, bevor dort die Miete gleich um 1000 D-Mark erhöht wurde – und er lieber die Kantine bei Agros (heute Fegro) übernahm.
1991 kam die Stadthalle hinzu, ein Jahr später der Biergarten: „Ab Mai darf im Stadtgarten das Bier in Krügen zischen“ hieß es in der WAZ vom 4. Juli 1992 und ein Jahr später titelten wir „Das hat Wattenscheid gefehlt“. Artikel, die Wolfgang Hammel ebenso gesammelt hat wie Berichte über die Stars, die seither in der Freilichtbühne aufgetreten sind. Ein dicker Ordner ist im Laufe der Jahre entstanden: Graham Bonny, Herbert Knebel, Helge Schneider, Missfits oder Götz Alsmann sind nur einige der Namen. „Viele Stars sind auch nach ihrem Auftritt in den Biergarten gekommen – zum Beispiel Götz Alsmann, das ist ein ganz normaler Typ.“ Zahlreiche Autogrammkarten in Hammels Bierbude zeugen noch heute davon.
Am meisten beeindruckt hat Wolfgang Hammel aber der Auftritt von „Ich & Ich“ im Jahr 2008. „Das war der Hammer“, erinnert er sich. „Es war einfach faszinierend, dass die Bühne so rappelvoll war, so ein begeistertes Publikum – da kochte die Arena.“ Immer, wenn er das Duo anschließend im Fernsehen gesehen habe, habe er gedacht: „Die sind bei uns groß geworden.“
Dennoch: Einfach war es für den Wirt nicht immer. „Ich habe meist erst um zehn Uhr Bescheid bekommen, ob die Veranstaltung wegen schlechten Wetters verlegt wird“, erzählt er. „Und wenn’s dicke Veranstaltungen waren, sind die ersatzlos in den RuhrCongress gegangen – das tut mir natürlich weh, das ist für mich eine schlimme Sache.“ Da helfen auch die stets gut besuchten Jazz-Matineen nicht, die Hammel gemeinsam mit dem Verein „Wattenscheider für Wattenscheid“ wiederbelebt hat.
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Auch das Kneipensterben ist an Wolfgang Hammel nicht spurlos vorübergegangen. „Früher war es so, dass der Biergarten auch unter der Woche gut angenommen wurde – aber das ist alles rückläufig. In der Woche halten die Leute sich zurück.“ Der beste Tag sei nach wie vor der Sonntag: „Da laufen die Leute nach dem Spaziergang um 16 Uhr zu Kaffee und Kuchen ein, um es sich gemütlich zu machen und vielleicht später noch ein Bierchen zu trinken.“ Lediglich nach den Sommerferien werde es weniger. „Da sind die Leute wohl irgendwie satt.“
Weitermachen würde der Wirt dennoch gerne – bis 75. „Aber das hängt natürlich davon ab, was der nächste Betreiber für Vorstellungen hat . . . Aber wenn ich hier wirklich aufhöre, dann höre ich mit Wehmut auf“, sagt Wolfgang Hammel, „denn der Biergarten war ‘ne Idee von mir, ist von mir gegründet worden und war ein voller Erfolg – und der Stadt Bochum hat er auch nicht schlecht zu Gesicht gestanden.“