Wattenscheid. . Gegen ihren Willen wurde eine Gruppe von Anwohnern vom Fahrer eines Sonderbusses zum Gertrudisplatz kutschiert – dabei wollten die Evakuierten die Sprengung verfolgen.

Bei Minusgraden haben sie sich am Sonntagvormittag in den beheizten Sonderbus der Bogestra geflüchtet: Die evakuierten Anwohner vom Bußmannsweg, aus der Bahnhof-, Wibbelt- und Brechtstraße. Für die einen sind Evakuierung und Sprengung ein tolles Abenteuer, die anderen sind schlichtweg genervt.

„Für mich ist das ein Erlebnis, ein ganz tolles Erlebnis“, sagt Marie-Luise Bergling. „Überall Leute, das ist total super – und dann live dabei zu sein!“ Silke Schneider hingegen, die mit Hund Emma und zwei Kindern im Bus sitzt, ist beunruhigt. „Das ist ein Scheißgefühl – der ganze Stress, den man hat, ob alles gut geht mit der Sprengung.“

Zusehen wollen sie trotzdem alle – und sind entsprechend sauer, als der Busfahrer statt nur hinter die Absperrung zu fahren, sein Gefährt in Richtung Innenstadt kutschiert. „Fahren Sie bitte zurück“, fordern sie den Fahrer lauthals auf. Doch der reagiert nicht – Endstation Gertrudis­platz. „Das ist Freiheitsberaubung“, tönt es nun schon wesentlich aggressiver, und Silke Schneider schimpft: „Ich will doch so schnell wie möglich in mein Haus zurück.“

Auf den gut zwei Kilometer langen Weg müssen sie sich zu Fuß machen, nachdem der Fahrer angesichts des Protests endlich die Tür geöffnet hat. „Es war eigentlich so abgesprochen, dass der Bus nur hinter die Absperrung fährt“, erklärt Simon Heußen von der Einsatzleitung der Feuerwehr auf WAZ-Anfrage und bedauert: „Es gibt Dinge, die sind nun mal nicht bis zum letzten Busfahrer zu beeinflussen.“