Wattenscheid. .

Eigentlich hätte Bruni Hochfeldt bei dem Spreng-Spektakel am Freitag einen Platz in der ersten Reihe. Ihr Arbeitsplatz, der Kiosk mit der Adresse Bahnhofstraße 67, liegt direkt am mächtigen Brückenteil, der mittels Sprengstoff in möglichst transportable Einzelteile „zerbröselt“ werden soll.

Aber: „Wir schließen am Donnerstag und Freitag, weil uns die Laufkundschaft ja nicht ansteuern kann.“ Direkt vor dem kleinen Ladenlokal mit Imbiss erhält die Fahrbahn der Bahnhofstraße ein Sandbett als Polster. Da hinein soll der Brückenüberbau nach der Detonation möglichst weich fallen, damit der Straßenasphalt nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Für diese Vorbereitung ist der Bereich der Autobahnbrücke bereits ab Donnerstag, 6 Uhr, gesperrt. Sorgen um den Zustand des Geschäftes nach dem Knall macht sich Bruni Hochfeldt nicht, „wir sind ja hier in einem alten Bunker.“ Extra aus ihrem Wohnort Essen anreisen will sie zur Sprengung nicht.

Auch Familie Großmaas, die in der Wibbeltstraße 28 bis 30 wohnt, gehört zur etwa 250-köpfigen Gruppe von Anwohnern, die am Freitag spätestens ab 19 Uhr ihre Räumlichkeiten verlassen muss. Gegen 21.30 Uhr sollen alle, so die Planungen der Verantwortlichen, wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können. „Wir sind eh’ weg“, verneint Karin Großmaas die Frage, ob sie in einem der für die Evakuierten bereit stehenden Busse Platz nehmen wird. „Ich hoffe, dass nach der Sprengung bei uns noch alles an seinem Platz steht und denke, dass die Experten wissen, was sie tun.“ Sie sei froh, wenn die Brücke auf diese Weise verschwinde, „vor allem schnell, denn bei dem bisherigen lauten Abriss mit Betonmeißeln habe das Geschirr im Schrank gewackelt.

Andreas Goldhahn, Bauleiter eines am Abbruch beteiligten Dortmunder Unternehmens, ist sich absolut sicher, dass der geplante Knall am Freitag einige „Strengtouristen“ anlocken wird, „das spricht sich rum, auch in speziellen Internetforen.“ Mehrfach begegnet sei ihm bei solchen Anlässen eine rüstige und sehr interessierte Seniorin, die stets mit Sohn und Kanarienvogel anreise, ausgestattet mit Klappstühlchen und kleinem Heizgerät. „Kann gut sein, dass sie wieder dabei ist“, sagt Goldmann.

Einen besonderen Standort, von dem Zuschauer alles genau verfolgen können, nennt er nicht. Mehrere mit dicken Folien behängte mannshohe Bauzäune werden den direkten Blick versperren.

Anwohner stehen für Fragen zwei Ansprechpartner zur Verfügung: Bergmann (Firma Heitkamp) 0172/28 253 11, Goldhahn (Firma Stricker) 0171/23 653 09. Diese Rufnummern gelten auch bei Bedarf von Transportmöglichkeiten für Personen.