Wattenscheid. . Das Tiergehege im Südpark wird zugunsten eines Reitweges verkleinert. Anwohner befürchten den Anfang vom Ende des bei Jung und Alt beliebten Ausflugsziels.

Arbeiten am Tiergehege im Höntroper Südpark haben bei Karin Gütte die Alarmglocken schrillen lassen: „Der Zaun wird ungefähr anderthalb Meter ins Gehege hineinversetzt.“ Vor Ort hat die Anwohnerin erfahren, dass entlang des Zauns ein Reitweg angelegt werden soll und befürchtet: „Das ist der Anfang vom Ende des Geheges.“

Was Karin Gütte besonders aufregt: „Die Teiche und der Spielplatz sind in einem miserablen Zustand, das Tiergehege will man plattmachen – aber für einen Reitweg ist Geld da.“ Dass Rehen, Hirschen und Ziegen im Gehege ihr ohnehin knapper Platz beschnitten werde, „damit einige wenige reiche Leute mit ihren schicken Pferden dort langreiten können“, will der Anwohnerin nicht in den Kopf. „Wenn alle Rücksicht nehmen würden und tolerant wären, bräuchte man im Südpark keine extra Reitwege.“

Letztere aber seien Teil eines Entwicklungskonzepts für den Südpark, das seit 2007 bekannt sei, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger auf WAZ-Anfrage. „Wir brauchen extra Wege, um den Reitern zu verdeutlichen, wo sie reiten können“, nimmt er Bezug auf das nicht immer entspannte Miteinander von Reitern und Spaziergängern. „Wir versuchen, hier verschiedene Interessen zu koordinieren und unter einen Hut zu bringen.“

Das Tiergehege werde nur deshalb verkleinert, weil man bei der Feinjustierung der Pläne festgestellt habe, dass andernfalls ein gutes Dutzend Bäume für den Reitweg hätten gefällt werden müssen. „Und dieser Grünaspekt ist schließlich auch wichtig für die Nutzer des Südparks.“

Kritik an den Reitwegen, wie sie bereits im vergangenen Jahr von „Pro Grün“ geäußert wurde, weist der Stadtsprecher zurück: „Auch Reiter sind Bürger und haben ein Recht auf Erholung. Wir wollen niemanden ausgrenzen.“ Der gemeinnützige Grünflächenverein „Pro Grün“ hatte im November 2010 kritisiert, kleine städtische Erholungsräume wie der Südpark seien für das Hobbyreiten ungeeignet. Die Vernetzung der beiden Reitställe am Südpark, so der Stellvertretende „Pro Grün“-Vorsitzende Horst Ley, mindere schwerwiegend die Erholungsfunktion des Parks.

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„Der Südpark ist eine Erholungsfläche für alle“, kontert Thomas Sprenger. „Und die Stadt denkt mit und schützt ein Dutzend Bäume.“ Karin Gütte überzeugt diese Argumentation nicht. Sie ist überzeugt: „Das alles läuft darauf hinaus, dass das Gehege klammheimlich und hintenrum dicht gemacht wird. Irgendwann sind dann keine Tiere mehr da. Ich denke, die Stadt wird ihr Ding da durchziehen.“

Was die Zukunft des Parks angeht, sieht die Anwohnerin schwarz: „Fürs Schwimmbad ist kein Geld mehr da, die Waldbühne soll dichtgemacht werden . . . Wenn das so weitergeht, machen sie uns eines Tages noch den ganzen Südpark platt.“