Wattenscheid. .
Ein Knall, viel Staub – und das war’s für die Brückenhälfte. So planen der Landesbetrieb „Straßen NRW“ und das Unternehmen „Stricker“ die Sprengung vom nördlichen Teil des Autobahnviadukts über der Bahnhofstraße.
An die 180 Kilogramm Sprengstoff sollen am 28. Januar den Beton der Brückenpfeiler und Widerlager in möglichst Zementsack große Einzelteile zerlegen. Sprengen mitten in der Stadt? „Das muss man sich nicht wie eine klassische Gebäudesprengung vorstellen“, sagt Andreas Oliver Goldhahn (43), Bauleiter des Dortmunder Unternehmens, das sich unter anderem für „Umwelttechnik, Brechen und Sieben“ empfiehlt. Was da jetzt an der Bahnhofstraße und Anfang Februar noch einmal an der Westenfelder Straße geplant ist, bezeichnet Goldhahn als „Alltag, das machen wir für Straßen NRW so etwa vier Mal im Jahr.“
Der Brückenteil in Bahnhofsnähe muss fallen, damit auch die nördliche Fahrbahnseite der A 40 ausgebaut werden kann. „Mit der Sprengung verkürzen wir den konventionellen Abbruch mit Bagger und Meißel, der sechs Wochen dauern würde, auf sechs bis acht Tage. Das ist die schnellste Alternative.“ Den Dauerkrach will „Straßen NRW“ den Anwohnern nicht zumuten, dann eher die Unannehmlichkeiten am Freitagabend etwa zwischen 19 und 22 Uhr. Aber ganz geräuschlos geht’s für die A 40-Nachbarn doch nicht ab. Für die Sprengung müssen über 500 Löcher gebohrt werden, in denen der Sprengstoff verstaut wird. Bei den Brückenträgern müssen die Bohrungen über einen Meter, in den Widerlagern bis sieben Meter tief sein, immer im Abstand von 60 Zentimetern.
In fünf Sekunden ist alles vorbei
Bei der Sprengung – „in fünf Sekunden ist alles vorbei“ – werden diese Löcher abgedeckt, „dann kann die Sprengkraft nur nach innen wirken“, erläutert der Experte und nennt das gesamte Vorhaben eine „Lockerungssprengung, die zu Rissen führen soll.“ Und zum Einsturz der Brückenträger, die den Fall aus knapp sechs Metern Höhe nicht in einem Stück überstehen sollen. Damit die Fahrbahndecke der Bahnhofstraße dabei möglichst wenig Schaden nimmt, bekommt sie zuvor aus Sand ein Fallbett verpasst. Andreas Goldhahn und Rolf Witte, Projektleiter von „Straßen NRW“, rechnen damit, dass nach dem dumpfen Knall 2500 Tonnen Brückenschutt abzutransportieren sind, „das schaffen wir mit fünf Lastwagen in drei Tagen rund um die Uhr.“ Weil das rund 25-köpfige Firmenteam aus dem Schutt keinen Asphalt aussieben will, wird der von der nördlichen Autobahnseite schon ‘mal weggefräst, der Verkehr verläuft seit Mitte Januar zweispurig auf der Südseite.
Die neue Konstruktion dort liegt nur knapp zwei Meter vom Abbruchkandidaten entfernt, die nächsten Wohnhäuser nur dreißig bis 80 Meter. „Da passiert nichts“, sind Bau- und Projektleiter zuversichtlich. Fensterscheiben würden die Sprengung heil überstehen.
Etwa 250 Anlieger müssen am 28. Januar ihre Wohnungen verlassen, ihnen spendiert der Landesbetrieb im benachbarten „Charivari“ (Fritz-Reuter-Straße) warme Getränke und ‘ne Bratwurst.