Wattenscheid. .
Die SPD befürchtet ein Trauerspiel, denn „der Freilichtbühne geht’s schlecht“. Das konstatieren Bezirksvertreter Burkhart Jentsch (31) und Ratsmitglied Reiner Rogall (52). Und sie kennen zumindest einen der Krankheitserreger: „Da läuft einiges verkehrt.“
Gemeint ist die Praxis der Vermarktung der Spielstätte im Stadtgarten, wobei die Sozialdemokraten die Stadthalle an der Saarlandstraße gleich mit „in Behandlung“ nehmen, auch dort finde zu wenig statt; „viermal Theater plus eine Kinderveranstaltung“, wie Rogall verdeutlicht. Für die Freilichtbühne habe er noch gar kein aktuelles Programm gefunden.
Bereits 2010 habe sich der „unselige Trend“ abgezeichnet, von Seiten der Stadt die Zahl der Veranstaltungen in beiden örtlichen Spielstätten „ebenso gezielt wie erheblich zu reduzieren und die hier entfallenden Festivitäten auf Jahrhunderthalle und Ruhrcongress umzulegen“, zitiert der SPD-Stadtverordnete aus einer Vorlage, die er inzwischen dem Kulturarbeitskreis seiner Fraktion vorgelegt hat. Rogall setzt noch einen drauf: „Es kommt mir so vor, dass Jahrhunderthalle und Ruhrcongress wissentlich nach oben gepuscht werden sollen.“
Verkehrt gelaufen
Verkehrt gelaufen ist nach Auffassung der SPD-Vertreter die europaweite Ausschreibung für einen Investor, der Freilichtbühne wie Stadthalle betreiben soll. „Die kam viel zu spät. Das Verfahren geht wohl erst Mitte 2011 über die Bühne“, befürchten sie. Das städtische Kulturbüro hat die Vermarktung noch für dieses Jahr übernommen, „und hätte unseres Erachtens die Geschäfte ordentlich zu Ende bringen müssen“.
Rainer Leiskau, Leiter des Kulturbüros, hatte gegenüber der WAZ bereits zum Ende des vergangenen Jahres auf die „schwierige Rechtslage des Verfahrens“ und ein durch die Haushaltssanierungsvorgaben reduziertes Programm hingewiesen.
Das wiederum geht auch zu Lasten von Wolfgang Hammel, seit Jahren gastronomischer Pächter von Freilichtbühne und Stadthalle. Mit ihm ist, so wissen es die SPD-Vertreter, eine Umsatzpacht vereinbart. Auch wenn die dem tatsächlichen Veranstaltungsaufkommen Rechnung trage, „kann sie die Betriebskosten damit noch lange nicht ausgleichen“.
Rechnung von 200 Euro
Das wird wohl auch dem Verein „Wattenscheider für Wattenscheid“ am kommenden Sonntag so ergehen. Wie berichtet, ist zwischen 13 und 17 Uhr im Biergarten der Bühne an der Parkstraße ein „Weihnachtsmarkt mal anders geplant“, wo Geschenke getauscht oder gespendet werden können. Für diese Aktion steht dem Vereinsvorstand eine Rechnung der Stadt ins Haus: „Über voraussichtlich 200 Euro für das Auf- und Abdrehen der Wasserleitungen“, bestätigt Vorsitzender Michael Dambrowske. „Das hat uns kalt erwischt. Solch ein Betrag ist ja kaum wieder reinzuholen. Aber wir wollten unsere Veranstaltung dann auch nicht mehr absagen.“
Burkart Jentsch erinnert sich gerne an die Oldie-Nächte in der Stadthalle. Fehlanzeige, ein entsprechender Veranstalterwunsch wurde – wie auch Pläne von Veranstalter Marcel Dries – abgelehnt. Reiner Rogall mochte besonders die Reihe der Jazz-Frühschoppen im Stadtgarten; in den vergangenen Jahren immer mehr abgespeckt.
Die SPD-Vertreter schlagen Alarm, „denn da geht ein Stück Lebensqualität den Bach runter.“