Wattenscheid. .

Das Kulturhauptstadtjahr brachte neues Leben in die Metropole Ruhr. Oftmals fanden aber nur Großprojekte Beachtung. Speziell die freischaffende Künstlerszene lässt das vergangene Jahr mit gemischten Gefühlen Revue passieren.

Mannigfaltige Veranstaltungen prägten das Bild der Kulturhauptstadt 2010 in der Metropole Ruhr. Die Schachtzeichen oder das Stillleben auf der A 40 gehörten dabei zu den Highlights des Programms, doch speziell die freischaffende Künstlerszene lässt das vergangene Jahr mit gemischten Gefühlen Revue passieren.

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Von DerWesten

„Wir waren neugierig darauf zu erfahren, was sich verändern wird. Leider wurde die freie Szene von Anfang an nicht berücksichtigt“, schildern Anne und Dr. Reinhard Cebulla von der Kunstwerkstatt am Wattenscheider Hellweg im Gespräch mit der WAZ ihre Erfahrungen bezüglich der Kulturhauptstadt Europas. Es sei direkt deutlich geworden, dass das große kreative Potenzial aus organisatorischen und pekuniären Gründen nicht ausgeschöpft werden könne. „Die geringen Finanzmittel werden in Großprojekten kanalisiert. Dadurch gehen zwangsläufig zahlreiche Initiativen von vornherein den Bach herunter“, sieht Reinhard Cebulla die Zukunft der freischaffenden Bühnen allgemein gefährdet. „Vor allem auch deshalb, weil bislang unabhängig von Geldfragen kein Dialog zwischen der Politik und der freischaffenden Szene stattfand“, ergänzt seine Ehefrau Anne.

Trotzdem wollen die beiden nicht das negative Element in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellen. So hätte die Kulturhauptstadt alles in allem zu einem neuen Selbstverständnis geführt, und die Identifikation mit dem Ruhrgebiet sei erkennbar gewachsen.

Spektakulär: Schachtzeichen. Foto: Harald Vollmer
Spektakulär: Schachtzeichen. Foto: Harald Vollmer

Von diesem breiteren Bewusstsein für künstlerische Tätigkeiten konnte wiederum die Kunstwerkstatt am Hellweg profitieren. Mit rund hundert Veranstaltungen 2010 war die kleine StellmachereiHalle in einer Fülle künstlerischer Darbietungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten kaum zu überbieten. Dreimal war sie offizieller Veranstaltungsort des Jahresprogramms der Kulturhauptstadt. Mit dem „Salon Europa“, der an drei Abenden die gesellschaftliche und kulturelle Historie des Kontinents widerspiegelte, kamen auch eigene Beiträge auf die Bühne. „Unsere tragenden Ideen verstehen sich ohnehin nachhaltig. Durch den neuen Zugang werden wir als Teil dieser substanzreichen Metropole die glimmenden Feuerchen der Kreativität immer wieder neu entfachen“, blicken die Initiatoren der Kunstwerkstatt ins kommende Jahr.

2011 wollen sich Reinhard und Anne Cebulla zusammen mit ihren Künstlern an insgesamt fünf Abenden des Festivals jüdischer Kultur beteiligen. Außerdem geht der Salon Europa neben den vielseitigen Klavierkonzerten, die sich seit Gründung des Veranstaltungsortes ein gewisses Renommee erarbeitet haben und dementsprechend auch ein immer größer werdendes Publikum anziehen, in die Fortsetzung. „Man darf dabei eines nicht vergessen. Es gibt weit und breit keine andere Stelle, an der solch professionelle Klavierabende stattfinden“, beschreibt Reinhard Cebulla die kleine, aber feine Einzigartigkeit der Kunstwerkstatt am Hellweg.