Wattenscheid. .

Schule plus Musikunterricht samt Chor und Orchester ergibt automatisch Mozart, Bach oder Telemann. Das wäre die klassische Variante der musikalischen Einheitsformel. Die „Märkische Schule“ schlägt da aber ganz andere Töne an.

Statt eines vorweihnachtlichen Konzertes mit der üblichen stillen und heiligen Nacht bringt das Gymnasium an der Saarlandstraße heute erstmals eine Musical-Aufführung in der Stadthalle auf die Bühne. Die „Götterolympiade“ kommt zwar auch irgendwie „Vom Himmel hoch“ her, aber in eher lockerer Art und Weise, dafür aber in großer Besetzung mit 30 Mädchen und Jungen im Chor, 20 im Orchester. Jugend und Musik außerhalb von Charts und Videoclips – wie passt das zusammen?

„Gerade das Singen scheint wiederzukommen“, sagen Ulla Hampe (28) und Nicole Schwenzfeier (28), die Verantwortlichen für die Musical-Produktion. Beide unterrichten an der „Märkischen“ unter anderem Musik. „Im Grundkurs Musik sitzen im Schnitt 25 Schüler“, sehen die Pädagoginnen eine deutliche Interessensteigerung an dem Fach, „in den Jahrgängen zehn und elf haben wir sogar drei Grundkurse“. Und es gibt Schüler, die Opernaufführungen besuchen – freiwillig.

Die Vorbereitungen für die heutige Variante eines Weihnachtskonzerts begannen bereits im September: Da wurden fast in DSDS-Manier von einer Jury Solisten gecastet. Die Kandidaten-Resonanz war beeindruckend: 40 bewarben sich für acht Rollen.

Alexandra Schmidt (19) zeigte sowohl für die Rolle der „Aphrodite“ (Göttin der Liebe) auf als auch für die der „Athene“ (Göttin der Weisheit). Die singt sie jetzt auch, im sattem Alt und mit viel Routine. „Alex“ hat bereits im Essener Domchor den „Messias“ von Händel bewältigt, ist aber sonst gerne im Revier zu Musical-Produktionen unterwegs. Ihr Interesse an der Musik besteht schon lange: Blockflöte hat sie gelernt und singt Noten mühelos vom Blatt ab. Das Textblatt kann sie notfalls in einem dicken Buch, das zum Göttinnen-Kostüm gehört, verstecken. Vielleicht studiert die 19-Jährige nach dem Abitur „irgendwas mit Musik“; da passt ihr letztes Solo heute auf der Bühne: „Finde heraus, was in Dir steckt“.

Hannah Eisenberg (18) fühlt sich in der Gruppe der Instrumentalisten sicherer als allein davor mit einem Mikrofon in der Hand. Aber immerhin: Sie spielt die erste Geige im Schulorchester. Seit sechs Jahren ist ihr dieses Instrument vertraut, „Geige klingt eben schön“. So schön, dass sie auch noch in einem Trio mitspielt. Zwei Termine pro Woche gehören dieser Musik. Und was kommt zu Hause aus den Boxen? Klassik vermutlich? „Ne, ne, ich schieb’ mir keinen Mozart in den CD-Player, lieber tagesaktuelle Songs.“ Aber zum Fest, da spielt sie doch sicher für die Familie ...? Sie unterbricht mit einem lauten Lachen: „Nein, Weihnachtslieder muss ich nicht mehr.“

Jugend meets classic – Harmonie oder Dissonanz? Das allgemeine Interesse, so hat es die 19-jährige Alex beim Ticket-Vorverkauf festgestellt, lässt doch noch zu wünschen übrig: „Da bin ich die Einzige aus meiner Stufe.“