Wattenscheid. .

Echte „Floh-Fans“ trotzen der Kälte, ignorieren Nässe und Matsch, und machen sich unbeirrt auf den Weg zu ihrem Markt. Den Beweis für die These lieferten am Sonntag zahlreiche Besucher auf dem Parkplatz an der Bochumer Straße.

Vor dem Stöbern kommt jedoch das Parken und die Suche nach einer geeigneten Lücke kann selbst im Dezember mehrere Minuten in Anspruch nehmen. Eine erste Vorstellung vom zu erwartenden Andrang entsteht, doch Veranstalter Lothar Siegel (50) rückt die Erwartungen zurecht: „Die Leute sind durch die letzten Wochen zurückhaltender geworden, deshalb sind nicht ganz so viele hier.“

Trotzdem herrscht überall dichtes Gedränge. Süßigkeiten werden angeboten und rasch zeigt sich, dass nur wenige der zartesten Versuchung widerstehen können. Handtaschen gehören ebenfalls zu den häufig angebotenen Waren, dass passende Kleidungsstück gibt’s gleich am Stand nebenan. Margot Müser stöbert bei den Schals und Tüchern. „Ich wohne gleich in der Nähe, deshalb gehe ich immer zu diesem Trödelmarkt“, erklärt sie. Sie hat ihre Handschuhe vergessen, aber das Wetter sei trotzdem erträglich; zumal sie mit Markt und Angebot zufrieden sei.

Immerhin gehört die Veranstaltung auf dem Parkplatz zur größten ihrer Art in Bochum. Lothar Siegel weiß zudem um ihre Anziehungskraft: „Gerade wegen des Daches ist der Markt beliebt.“ Etwa 120 Aussteller zeigen an diesem Sonntag Matsch und Kälte die lange Nase, durchschnittlich kämen sogar 160 Anbieter aus dem ganzen Ruhrgebiet zur Bochumer Straße. „Im Winter sind allerdings achtzig Prozent gewerbliche Anbieter“, fügt Siegel hinzu.

Sultan Eroglu ist Stammgast auf Trödelmärkten. Die Gelsenkirchenerin bietet mit ihrem Chef Hygieneartikel aller Art an. „Der Besuch geht so, man merkt halt schon die kalte Jahreszeit“, meint sie. Der Stand würde aber trotzdem aufgebaut, lediglich bei minus 14 Grad im vergangenen Jahr hätten sie das Geschäft Geschäft sein lassen.

Sie muss aber nicht nur mit Kälte umgehen können, auch Frühaufstehen ist gefragt. Seit halb Acht stehen sie und ihr Chef auf dem Platz. Wenn beispielsweise die Fahrt samstags nach Düsseldorf führt, beginnt ihr Tag bereits um 5.30 Uhr.

Dieses Schicksal hat sie mit Veranstalter Lothar Siegel gemein. „Ich bin seit sechs Uhr heute morgen vor Ort“, erklärt der 50-jährige und fügt hinzu: „Um die Uhrzeit warten die ersten Aussteller bereits vor dem Tor.“ Bis 18 Uhr bieten sie schließlich ihr bunt gemischtes Sortiment an, aber Siegel weiß aus Erfahrung, dass im Dezember der Schlussakkord wesentlich früher ertönt: „Ab vier Uhr flaut der Besuch merklich ab, weil es dann die meisten zum Weihnachtsmarkt zieht.“

Zuvor finden die Trödler aber noch geistiges Futter bei Ingo Droste. Der Duisburger verkauft regelmäßig an der Fegro Literatur aller Art. Gerne, denn er betont: „Ich persönlich finde diesen Flohmarkt recht schön. Die Atmosphäre ist sehr angenehm.“ Obendrein sei der Besuch tausendmal besser als die vergangenen beiden Monate. Die äußeren Bedingungen machen ihm nichts aus, er behauptet: „Die Kälte ist mir egal, ich friere nicht.“ Trotzdem hat der Experte einen Scherz als nicht ernstgemeinten Tipp parat, wie sich Frostbeulen vermeiden lassen: „Zur Not einfach den Nachbarstand in Flammen setzen.“