Wattenscheid. .

So viel Kompetenz saß noch nie zusammen, um die Probleme der Bahnstation an der Fritz-Reuter-Straße zu erörtern. Zu viele Insassen für ein normales Regiozug-Abteil.

Auf Einladung von MdL Serdar Yüksel (SPD) nahmen am „Runden Tisch zum Bahnhof Wattenscheid“ Platz: Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker sowie Vertreter der Stadt, des Umweltservice Bochum und der Deutschen Bahn AG. Und als sich die Tischgäste nach Diskussion und Ortsbesichtigung trennten, waren zumindest erste Erfolge erzielt.

„Wir werden kontinuierlich dicke Bretter bohren müssen“, hatte Yüksel gleich zur Begrüßung angekündigt – und im Eilzugtempo umrissen, „dass dieses Thema uns unter den Nägeln brennt“. SPD-Ratsfraktionsvorsitzender Dieter Fleskes pflichtete ihm bei als „leidender Zeuge“, Bundestagsabgeordneter Axel Schäfer (SPD) ordnete die Diskussion zum Standort als so wichtig ein, „dass wir sie in der kommenden Woche bei einem Treffen mit Bahnchef Gruber zur Sprache bringen werden“. Dieter Hilser, Vorsitzender des Bau- und Verkehrsausschusses im nordrhein-westfälischen Landtags tat kund, dass für den Rhein-Ruhr-Express im Bundesverkehrswegeplan erst nach 2020 Geld zur Verfügung stünde.

Gerade für den RRX hatten Vertreter der Deutschen Bahn, Klaus Schmidt und Frank Krämer, einen Aufzug für den barrierefreien Zugang in Aussicht gestellt. „Bis dahin wollen und werden wir nicht warten“, lautete die prompte Ansage der anderen Tischnachbarn.

Immerhin konnten die DB-Abgesandten mitteilen, dass ab Januar die neuen Anzeigetafeln in der Halle und auf dem Bahnsteig funktionieren werden. Was mit der Reparatur der alten Wanduhr (von 1957) sei? Die Reaktion der Entscheider blieb verhalten.

Im Vergleich dazu rasend schnell klärte USB-Chef Werner Meys mit der Bahn ab, wie künftig der Vorplatz gereinigt werden könnte. „Das sollten wir auf operativer Ebene schnell hinbekommen.“ Der Stadtbaurat bekam beim Rundgang gezeigt, in welch schlechtem Zustand sich der Grünbereich an der Ecke zur Bahnhofstraße präsentiert.

Erstes Fazit: Die Bahn AG will was tun: für eine noch fehlende Notrufsäule sorgen, nach dem frostigen Winter die Plattierung des Vorplatzes in Ordnung bringen lassen und für mehr farbliche Gestaltung sorgen. Denn sie kennt ja die Zahlen ihrer Wattenscheider Kundschaft: etwa 4000 pro Tag, macht im Jahr rund 1,3 Millionen Nutzer. Wobei: Nicht alle machen der Bahn Freude. „Um Schäden durch Graffiti und Vandalismus beseitigen zu können, mussten wir in diesem Jahr bereits 15 000 Euro ausgeben“, gab Klaus Schmidt (DB Station und Service) Auskunft.

Der „Bahngipfel“ soll keine Eintagsfliege bleiben: „Im ersten Quartal, sagen wir zum März 2011, möchte ich eine Lösung haben“, sagte Yüksel nach der Sitzung, „dann werden wir den aktuellen Sachstand wieder diskutieren“.

Uhr ohne Funktion, zugige Eingangshalle, fehlendes Licht, nirgendwo ein Notrufknopf, kein Wartebereich im Warmen — die Liste von Änderungswünschen, die Yüksel in seinen Bürgersprechstunden zusammen gestellt hatte, ist lang. Gut möglich, dass sich noch weitere Mängel abzeichnen. Aber jetzt kann ja endlich drüber gesprochen werden.