Wattenscheid. .
Wenn Fußballstar Mesut Özil schon einen Integrationsbambi erhält, müssten viele andere Einwanderer wahrscheinlich gleich mehrere solcher Preise bekommen.
Doch obwohl der gebürtigen Kosovo-Albanerin Njomza Gashi vergoldete Rehkitze sicherlich gefallen, so will sie nur eines: In Deutschland bleiben.
Vor rund 17 Jahren begann die schier unendliche Geschichte ihrer Immigration. Ihr Elten sind Akademiker, der Vater arbeitete damals in einem gut bezahlten Verhältnis für ein serbisches Unternehmen. Da er sich für die albanische Bevölkerungsgruppe engagiert hatte, musste er im Zuge politischer Unruhen nach Deutschland fliehen. „Damit begann für uns ein neues Leben. Meine Mutter und ich blieben zunächst im Kosovo, ein Jahr später kamen wir nach“, erzählt die 23-jährige Auszubildende heute.
Schnell erlernte sie die deutsche Sprache, mit acht Jahren konnte Njomza Gashi in die erste Klasse eingeschult werden. Das Gefühl, bis zum Abitur an der Heinrich-Böll-Gesamtschule immer die Älteste zu sein, war für sie problematisch. „Ich war ja nicht nur auf dem Papier älter. Da ich wegen meiner Deutschkenntnisse die meisten Behördengänge für meine Eltern erledigt habe, kam ich mir auch immer wesentlich reifer vor“, berichtet sie aus ihrer Schulzeit.
Die Amtsbesuche waren dabei für Njomza kräftezehrend. Ihre Mutter erkrankte auf Grund der psychischen Belastung, dadurch bekamen die Eltern eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Als Njomza jedoch hörte, dass diese nicht gleichzeitig für sie gilt, folgte der Zusammenbruch noch im Gerichtssaal. „Ich war völlig fertig, allein wieder in ein fremdes Land zurück müssen“, kann sie sich erinnern.
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Ihr Anwalt riet ihr damals, das Abitur zu machen oder zu heiraten. Nach drei Jahren in der Oberstufe und dem erfolgreichen Abschluss stellte sich für die Migrantin aus dem Dorf Mitrovica aber wiederum die Frage: Heiraten oder Ausbildung?
Njomza entschied sich für eine Ausbildung bei der Debeka Versicherungsgruppe und ist dem Unternehmen dankbar, diese Chance bekommen zu haben. „Ich hatte mich auch bei anderen Firmen beworben, aber bei der Debeka spielte mein Migrationshintergrund überhaupt keine Rolle“, sagt Njomza. Sie wirkt sichtlich zufrieden an ihrem Ausbildungsplatz in den Räumen an der Voedestraße.
2011 geht sie in die Prüfungen zur Versicherungskauffrau, doch dann stellt sich erneut die Frage, wie es für sie weitergeht. „Eine meiner Schwestern hat eine Anstellung nach der Ausbildung sicher, die andere bekommt nach dem Abi ein Stipendium. Ich muss noch kämpfen“, blickt die angehende Kauffrau besorgt in Richtung Sommer.
Die Debeka will sie nicht im Stich lassen. Außendienstmitarbeiter Michael Weiß gibt ihr gute Chancen auf ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, das gleichzeitig ihren Aufenthalt dauerhaft sicherstellt. „Es gibt bestimmte Kriterien, die vor allem im letzten Ausbildungsjahr erfüllt werden müssen. Aber Frau Gashi hat sich bewährt und wäre durch ihre Persönlichkeit eine Bereicherung für unser Unternehmen“, erzählt Weiß, der gleichzeitig auch Betriebsratsvorsitzender ist. Neben der Angst, in ein für sie fremdes Land zu müssen, bewegt Njomza auch eines: „Warum legt man uns vollständig Integrierten diese Steine in den Weg. Das macht mich traurig.“