Wattenscheid. .

„Die kleine Kneipe um die Ecke ist ein Ort der geselligen Begegnung, der nicht nur zum Feiern, sondern auch Vereinen und Reisenden Räumlich- und Gastlichkeit darbietet.“ Die frühesten Anfänge der Gaststättengeschichte in Wattenscheid lassen sich nur vermuten.

Ein erstes Gasthaus, in dem Gäste bewirtet wurden, lässt sich aber laut urkundlichem Hinweis bis ins späte 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Das der Pilgerkapelle St. Bartholomäus am Hellweg benachbarte ehemalige Gasthaus Hackmann/Kopp, heute Kümmel-Kopp, sollte 2004 unter Denkmalschutz gestellt werden.

Standesverein gegründet

Seit dem 17. Jahrhundert entstanden zahlreiche weitere Gaststätten. Anton Bomers, Wilhelm Fichtner, Anton Dieckmann, Franz Händer, Johann Kesten und Heinrich Roderjan initiierten 1889 die Gründung eines ersten „Standesvereins“.Heinrich Beckmann, Inhaber und Betreiber des Lokals an der Papenburg und zukünftiger Vorsitzender, war es, der vor 1926 anstrengte, dass sich mit steigender Gaststättenzahl die Wirte zusammenschlossen. Im Hotel „Kaiserhof“, der guten Stube der Stadt, kam man zur konstituierenden Sitzung des „Wirte-Vereins für Wattenscheid“ zusammen. Wollte man sowohl den geselligen Zusammenschluss als auch den eigenen Stand stärken so spielten auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Traten anfangs nur Wirte aus dem Stadtgebiet bei, da die Außenbezirke noch dem Landkreis Gelsenkirchen angehörten, kamen bald auch Wirte aus Leithe und Westenfeld dazu und man benannte sich in „Wirte-Verein für Wattenscheid und Umgebung“ um.

Mit Beginn des Nationalsozialismus wurde dieser 1933 dem „Wirte-Syndikat Bochum“ untergeordnet, aber nach 1945 als „Kreisvereinigung Wattenscheid e.V. des Gaststätten- und Hotelgewerbes“ wiedergegründet. Am fünften November 1979 beging der Verein den 90. Geburtstag im großen feierlichen Rahmen im Kolpinghaus an der Saarlandstraße. Der Abend begann mit einer flotten Begrüßung der „Solis“. Die Worte des Vorsitzenden, Winfried Ostenkötter, zeugten von wahrhaftigen Wirtephilosophien. „Der Wirt lebt von der- und liebt die Geselligkeit. Der Beruf bringe es aber mit sich, für Gäste da zu sein und zu arbeiten während sich diese vergnügten.“ Dem konnte sich der Bezirksvorsitzende Karl Semmler nur anschließen und betonte, dass die Fachorganisation dafür da sei, die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten und ihnen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte zu helfen. Der offizielle Teil war geprägt von Ehrungen der Mitglieder. Für ihre über 50-jährige Tätigkeit in der Gastronomie wurden Elisabeth Schürmann, Änne Wegener und Gertrud Bohnenkamp geehrt. Für ihre 50-jährige Mitgliedschaft in der Kreisvereinigung zeichnete man Else Gutmann, Maria Prövestmann, Hedwig Struck, Emilie Schäfer, Wilhelm Becüwe, Georg Koch und Moritz Wiesmann aus. Für 40-jährige Mitgliedschaft wurden Sophie Christ, Klara Gritto, Hedwig Hoppe, Therese Kaltschmit, Klara Knocke, Hildegard Schmitz, Herta Doberts, Karoline Zimmermanns, Elonore Bußmann, Josef Frank, Paul Haarmann, Friedrich Lang, Theo Schlenkhoff und Richard Siebenmorgen mit Urkunden ausgezeichnet. Denen folgten die Silberjubilare wie etwa Hildegard Kämpchen, Egon Henkel und zahlreichen weiteren Gastronomen. Das feucht-fröhliche Fest ging bis spät in die Nacht und manche mussten früh morgens wieder hinter ihrem Tresen stehen.