Wattenscheid. .

Sparen, sparen, sparen! Dieses Schlagwort schienen sich die Wattenscheider im November 1979 auf die Fahnen geschrieben zu haben. In allen Bereichen hatte das Sparfieber um sich gegriffen.

Energieexperten von Stadtwerke und VEW berieten Bürger am „aktuellen Telefon“, einer Aktion der Lokalzeitung, über Energiesparen im Haushalt. Fragen wie „Gibt es im Winter keine Versorgungsstörungen?“ oder „Wie komme ich am sparsamsten durch den Winter?“ fanden wertvolle Antworten. Beide Unternehmen versorgten Wattenscheid mit Strom, Gas und Wasser, bis 1984 sollten die Stadtwerke die Energieversorgung vollständig übernommen haben.

Experten geben Tipps

Die Resonanz war groß, das Resultat ebenso. Bei niedrigen Außentemperaturen sollte man die Wohnung mehrmals Stoßlüften, damit möglichst wenig Heizenergie verloren gehe, wie es bei ständig auf Kipp stehenden Fenstern der Fall wäre. Die Heizung muss dann auch nicht ständig auf höchster Stufe eingestellt sein. Da der Mensch durch Bewegung Körperwärme produziert, wäre eine zu hohe Einstellung auf die Dauer ungesund. Am Wichtigsten sei aber eine gute Abdichtung der Fenster und Türen. Durch diese Kältebrücken würde am meisten Wärme, teure Energie und folglich Geld verloren gehen. Lichtquellen sollten nur bei Bedarf- und nicht unnötig eingeschaltet bleiben.

Eine drastische und kuriose „Sofortmaßnahme“ ergriff die Stadt. In den behördlichen Sanitäranlagen wurde die Temperatur auf 15 Grad gesenkt. Auch in den Büros der Beamten und in den Schulklassen wehte von nun an ein kühlerer Wind bei 20 Grad, für die optimale Einstellung und Überwachung war der städtische Techniker unterwegs. Ausnahmen wurden nur mit amtlichem Segen erlaubt, so etwa in städtischen Altersheimen, dort lag die Temperatur bei 21 Grad, in städtischen Umkleide- und Duschräumen und Kindergärten herrschten 22 Grad.

Angesichts fallender Temperaturen versprach eine andere Meldung der Stadt im November ’79 Wärme pur: In der Zeit vom 29.11. bis 21.12. konnten Bürger einen Heizölkosten-Zuschuss beantragen.

Heizkosten-Zuschuss

Während der extra dafür verlängerten Sprechzeiten wurden Bürger in der Sozialabteilung intensiv beraten – und nach eingehender Überprüfung aller Unterlagen waren die Haushalte zuschussberechtigt, die im Zeitraum Juni-April mit mehr als 250 Liter Öl heizten. Abhängige Faktoren waren jedoch die Einkommenshöhe, die Zahl im Haushalt lebender und verdienender Personen, der Wohngeldbescheid und Ölrechnungen.

Ein weitaus traditionsträchtigerer Energieträger war die heimische Kohle und Brikett. Großhändler und Kunden deckten sich 1979 mit weitaus größeren Mengen ein als in den Vorjahren. Mit einer Steigerung von 19% seien erstmals auch Mehrbestellungen bei Brikett spürbar, so die Rheinischen Braunkohle-Werke, nachdem die Absätze von Kohle und Brikett in den letzten Jahren stark rückläufig waren. Die Umstellung auf moderne und bequemere Energien wie Gas und Strom löse die Kohle allmählich ab.

Die Nachricht der Sparkasse, dass sowohl die Zinssätze auf Spareinlagen ab November ‘79 als auch die Kreditsätze ab August 1980 um 0,5% erhöht würden, dürfte nur den sparenden Bürger erfreut haben. Grund der Erhöhung sei das rar gewordene Kapital. Dabei waren die Wattenscheider mit insgesamt mehr als 350 Mio DM Spareinlagen wahre Sparweltmeister. „Darin zeige sich“, so Vorstandsmitglied Wenderoth, „die große wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Wattenscheids... und auch Groß-Bochums“.