Wattenscheid. .
Bundesaußenminister Westerwelle hat Anfang der Woche bei seinem Israel-Besuch für den Nahost-Dialog plädiert – die Pestalozzi-Realschüler praktizieren ihn. Seit fünf Tagen ist die Schülergruppe in Israel unterwegs.
Israels Minister für Familie und Soziales, Yitzhak Herzog, stellte sich in Jerusalem am Mittwochnachmittag in einer einstündigen Gesprächsrunde in der Knesset, dem Parlament, den kritischen Fragen der 27 Jugendlichen aus der Hellwegstadt.
Seit Sonntag sind die 27 Pestalozzis in Israel zu Gast, um in ihrer schon dritten Runde des trilateralen Jugendaustausches im Nahen Osten (WAZ berichtete) mehr zu bewegen: zwischen Palästinensern, Israelis und sich selbst.
Aber vor der neuen dreiseitigen Begegnung mit den Gleichaltrigen ab Donnerstag steht der Dialog mit der offiziellen Politik. Und da lassen sich die 15- und 16-Jährigen aus dem zehnten Jahrgang vom Minister nicht mit „Allgemeinfutter“ zum Status quo abspeisen. Da muss mehr auf den Teller. Beispiel: Die Jugendlichen wollen eine Stellungnahme zum Militärangriff auf den Schiffskonvoi, der Ende Mai in Richtung Gaza unterwegs war.
Der Minister muss ausführlich werden. Er bezeichnet das palästinensische Autonomiegebiet am Mittelmeer als „vom Iran gelenkt“, nennt die im Gaza herrschende Hamas eine „extrem moslemisch-fundamentalistische Gesellschaft“. Er verweist darauf, dass mit den Schiffen Raketen geschmuggelt werden sollten, „Waffenlieferungen müssen wir unterbinden“. Der Gaza-Streifen sei das „biggest problem“ – das größte Problem; auch wegen des Schmuggels über den Sinai.
Minister Herzog, Sohn eines früheren Staatspräsidenten, ist auch zuständig für die offiziellen Waren-Lieferungen, die von Israel nach Gaza gelangen. Danach gefragt, antwortet er: „Diese Lieferungen laufen.“ Nichts sei gestoppt.
Wie er die Beziehungen zur Türkei einschätze, lautet die nächste Frage. Die seien immer gut gewesen, „aber die aktuelle Haltung können wir nicht verstehen“. Leichter wird’s für ihn, als die Jugendlichen US-Präsident Obama mit dessen Aussage zitieren, in einem Jahr sei der Frieden zwischen Israel und dem Palästinenserstaat da; ob das realistisch sei? Darauf kommt ein eindeutiges „Ja“. Über das genaue Wie sagt er nichts. Der Status von Jerusalem wird thematisiert, der Minister spricht von „Kompromissen“, auch beim zukünftigen Grenzverlauf. Und wie sehen seine Visionen für das Jahr 2020 aus? Dann werde Israel in Frieden leben, als am höchsten entwickeltes Land in Hightech, in der Landwirtschaft und in Wissenschaften.
Die Kost wird mehr und mehr verträglicher, auch als es um den nicht ganz unumstrittenen Westerwelle-Besuch im Gaza-Streifen geht: „Wir gratulieren ihm dazu.“ Und überhaupt seien die Beziehungen zur Bundesrepublik ausgezeichnet. Als Nachtisch gibt’s Sahne – für das Austauschprojekt. „Das ist großartig, Interaktion ist absolut wichtig. Ihr seid Botschafter!“ Hat er damit nur die Deutschen gemeint? Zumindest haben nur die es live in der Knesset gehört.
Ähnlich Süßes hatten die Pestalozzis schon am Montag im israelischen Außenministerium bekommen, als ein Referent erklärt hatte, nichts sei so wichtig wie sich zu treffen. Dazu gibt es für die Jugendlichen bis Samstag Gelegenheit. Die wollen sie „auf jeden Fall nutzen“, sagen sie nach dem Knesset-Termin. Und geben dem Minister ein „gut bis befriedigend“. Am Donnerstagabend sind sie mit Gleichaltrigen aus Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten eingeladen – zum Essen.
Die Jugendlichen aus der Pestalozzi-Realschule haben noch bis Freitag Gelegenheit, sich mit den Gleichaltrigen aus dem Nahen Osten zu treffen. Am Samstag steht für die Deutschen ein Besuch im palästinensischen Autonomiegebiet Westbank (die Städte Ramallah und/oder Bethlehem) an. Am Sonntagmorgen fliegt die Gruppe aus dem zehnten Jahrgang wieder zurück.