Wattenscheid. .

Die Reihe „Gott und die Welt“ stellt mit der Deutschen Wiedervereinigung offensichtlich ein polarisierendes, aufwühlendes Thema zur Diskussion.

Zu den zahlreichen Meinungsäußerungen im Vorfeld der Veranstaltung gehören auch Stimmen, die vor einem „Heile-Welt-Talk“ warnen. Hanna Siegert beispielsweise meint: „Es hat für mich mittlerweile den Anschein, dass viele vergessen haben, wie schlimm das Miteinander in der DDR sein konnte, wenn man auffällig war.“ Kurz vor der Wende kam die 59-Jährige mit ihrem Mann Wolfgang (60) über einen Ausreiseantrag von Sachsen in den Westen. Seit nunmehr zwanzig Jahren sind die Eheleute in Wattenscheid zu Hause, wo sie gemeinsam eine Praxis für Kieferorthopädie führen.

Nach wie vor sitzt der Schock, den Hanna Siegert bei Durchsicht ihrer Stasi-Unterlagen bekam, tief. „Wir mussten feststellen, dass unsere Praxishelferin, mit der wir zehn Jahre lang zusammengearbeitet hatten, ein Spitzel war.“

Hanna Siegert und ihr Mann Wolfgang wurden bespitzelt. Foto privat
Hanna Siegert und ihr Mann Wolfgang wurden bespitzelt. Foto privat

Der letzte Bericht, den die I(nformelle) M(itarbeiterin), die den Namen „Hanna“ trug, über die Eheleute Siegert verfasste und an einen Stasi-Hauptmann namens Kunz adressierte, datiert vom 14. September 1989. Darin heißt es unter anderem: „Über den Bescheid (Ausreisegenehmigung, Red.) waren sie im höchsten Maße erfreut und informierten ihre Bekannten und die Arbeitskollektive. Mit Emsigkeit realisierten sie übers Wochenende alle notwendigen Dinge, um zum Beispiel auch die Wohnung zur Abnahme am Montag durch einen Vertreter der Gebäudewirtschaft leer und besenrein zu bekommen... Das Auto bekam die Schwester Gertraude wie abgesprochen...“

Hanna Siegert will morgen Abend in die Friedenskirche gehen, um zu hören, was der Schauspieler Peter Sodann, der Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer und der „Republik-Flüchtling“ David Fischer zwanzig Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung zu sagen haben.

Ob sie sich an der Publikumsdiskussion beteiligen wird, weiß die 59-Jährige noch nicht. „Es ist nicht leicht, über solche leidvollen Erfahrungen zu reden. Es wirkt nach, wenn man von Menschen observiert worden ist, denen man vertraut hat.“

Der Talk in der Friedenskirche beginnt am morgigen Donnerstag, 11. November, um 19.30 Uhr. Eintritt: fünf, ermäßigt zwei Euro.