Wattenscheid. .
Den internationalen Hospiztag am Samstag nimmt das Palliativnetz Bochum zum Anlass, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Überschreiben könnte man sie mit dem Titel „Vom Einzelkämpfer zum multiprofessionellen Team“.
„In den letzten drei Jahren sind wir zum bestens funktionierenden Netzwerk zusammengewachsen“, resümiert Siegfried Schirmer, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Hospizvereins Wattenscheid. Den Grundstein hat 2005 eine Gruppe von Medizinern, Pflegedienst-, Hospizdienst- und Apotheken-Mitarbeitern gelegt. Ihr gemeinsames Ziel: Schwerstkranken und Sterbenden mit einer symptomlindernden Behandlung und Betreuung die letzte Lebensphase in der gewohnten Umgebung zu ermöglichen.
Seitdem hat sich viel getan: Mit im Boot sind mittlerweile der palliativärztliche Dienst mit einem ärztlichen Bereitschaftsdienst von sieben Medizinern, zwei Pflegedienste mit ausgebildeten Palliativ-Care-Pflegefachkräften, drei ambulante Hospizdienste, das Hospiz St. Hildegard, die Palliativstation des Bergmannsheils, die Onkologie der Augusta-Krankenanstalt, eine Apotheke und ein Sanitätshaus – und mehr als 500 Hausärzte. „Das ist eine bombastische Zahl, da sind wir im Bereich Bochum wirklich Weltklasse“, erklärt Dr. Bettina Claßen, Vorstandsmitglied im Palliativnetz.
Auch mehrere Alten- und Pflegeheime sind heute Netzwerkpartner: Dort haben Hospizdienste und Palliativmediziner offene Türen eingerannt. „Es entwickelt sich eine andere Kultur“, sagt Dr. Bettina Claßen. „Ich glaube, dass in ein paar Jahren im Altenheim ganz anders gestorben wird.“ Die Zahlen können sich jetzt schon sehen lassen: „Seit April 2009 sind nur noch sechs Prozent der insgesamt 600 vom Palliativnetz betreuten Patienten im Krankenhaus gestorben“, erklärt Dr. Claßen.
Damit das gelingen kann, müssen im Palliativnetz alle Rädchen ineinander greifen, die Mitarbeiter untereinander gut vernetzt sein. Denn im Mittelpunkt, betont Christel Müller-Ovelhey, Koordinatorin im Hospizverein, steht das Wohl der Patienten. Um sie bestmöglich versorgen zu können, sind alle Partner in der Lage, innerhalb von Stunden zu reagieren. „Kurze Wege und wenig Bürokratie“, nennt Schirmer das Stichwort.
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So ruht die Betreuung Schwerstkranker und Sterbender heute auf drei Säulen: Medizin, Pflege und psychosoziale Betreuung durch die ehrenamtlichen Hospizdienstler. Nicht nur Patienten und Angehörige profitieren von dieser Vernetzung. „Wir betreuen ja in gewissem Sinne auch die Pflegekräfte in den Heimen“, erklärt Christel Müller-Ovelhey. „Wir versuchen, allen eine stärkende Hand in den Rücken zu legen.“
Und die Vernetzung zieht weitere Kreise: Auch Psycho-Onkologen, Geronto-Psychiater und weitere Fachärzte sollen mit ins Boot. Dr. Claßen: „Die ersten Kontakte sind geknüpft.“ Für die Patienten bedeutet die Vernetzung neben allem anderen auch größtmögliche Sicherheit: „Der Palliativmediziner fragt zuerst nach dem Willen des Patienten, wie im Notfall verfahren werden soll.“