Wattenscheid. .

Auswirkungen auf die Kosten ihrer Dienste befürchten Caritas und Rotes Kreuz (DRK), sollte neben der Wehrpflicht auch der Zivildienst ausgesetzt werden.

„Die Kostenfrage ist sicher die Hauptfrage“, erklärt der stellvertretende DRK-Vorsitzende Thorsten Junker auf WAZ-Anfrage, „und wir haben nur begrenzte Mittel.“ Junker bezweifelt zudem, dass man über einen freiwilligen Dienst dieselbe Anzahl an Helfern mobilisieren könne wie über den verpflichtenden Zivildienst. „Wir haben zurzeit 90 000 Zivildienstleistende in Deutschland“, zählt er auf. „35 000 will man für den freiwilligen Dienst gewinnen – da klafft eine große Lücke.“ Sein Fazit: „Ich habe Bedenken, ob das von der Zahl her weiterhin bewerkstelligt werden kann. Letztendlich würde sich das dann auf die Preise auswirken – wenn man einzelne Bereiche überhaupt halten kann.“

Als Beispiel nennt Junker den Behinderten-Fahrdienst des DRK: „Da fahren die Zivis in einen anderen Stadtteil, befördern jemanden über zwei Kilometer und fahren dann zurück nach Wattenscheid. Wenn wir wirtschaftlich arbeiten müssten, könnten wir uns so etwas nicht mehr leisten.“

Auch Hans-Jürgen Rempe, kommissarischer Geschäftsführer des Caritasverbandes, stellt die Kostenfrage: „Zivildienstleistende bekommen neben dem Zuschuss des Bundesamtes von uns 300 Euro im Monat – und nur die sind in unserem Stellenplan eingearbeitet.“ Einen freiwilligen Dienst zusätzlich zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) sieht Rempe als gute Alternative: „Die Frage wäre aber, was uns das kosten würde.“ Zudem wünscht sich der kommissarische Caritas-Geschäftsführer mehr Planungssicherheit: „Unsere ersten Erfahrungen mit dem verkürzten Zivildienst zeigen, dass sich die Zivis nicht vorab festlegen wollen, ob sie verlängern oder nicht.“

Zusammenbrechen, das stellt Rempe klar, würde bei der Caritas ohne Zivildienstleistende aber nichts. „Dennoch würden wir es begrüßen, wenn es bei einer Aussetzung des Zivildienstes Alternativen gäbe.“ Dass sich für einen freiwilligen Dienst nur wenige junge Menschen melden würden, glaubt Hans-Jürgen Rempe hingegen nicht. „Ich glaube, dass in einer Zeit, wo Ausbildungsplätze fehlen, viele einen solchen Dienst wählen.“

Thorsten Junker hingegen stellt klar: „Wir wollen nicht die haben, die übrig bleiben, denn man kann nicht jeden auf ältere Menschen loslassen – und wir haben nun mal hauptsächlich Bereiche, die direkt mit Menschen arbeiten. Außerdem wählen wir ja zurzeit auch aus.“ Etwas Gutes kann Junker einer Aussetzung des Zivildienstes aber abgewinnen: „Wir befürworten es, dass dann kein Muss mehr dahinter steckt.“