Wattenscheid..
In der Diskussion über den gesetzlichen Ladenschluss um 22 Uhr, den die neue Landesregierung fordert, ist noch lange nicht Feierabend.
„Von dieser Forderung halte ich gar nichts“, wettert Reinhard Mokanski, Geschäftsführer der Mokanski-Einzelhandelsgruppe. Sein Rewe-Markt an der Westenfelder Straße ist der einzige in Wattenscheid, der bis 24 Uhr geöffnet hat. „Für viele ist das ein Segen“, meint er und begründet seine These: „Schichtarbeiter haben so die Möglichkeit, nach Feierabend noch einzukaufen und dann am nächsten Vormittag ausschlafen zu können.“ Auch die Ansicht der Politik, dass zu später Stunde oft Alkohol verkauft würde, kann Mokanski nicht teilen: „Natürlich werden auch Spirituosen verkauft, aber bei weitem nicht nur“, meint der 52-Jährige. Und was denken seine Mitarbeiter über die Arbeitszeit bis 24 Uhr? „Die können sich freiwillig für diese Schichten eintragen. Viele Studenten freuen sich darüber, weil das die einzige Möglichkeit für sie ist, nebenbei Geld zu verdienen.“
Eine andere Meinung vertritt die Gewerkschaft ver.di. Gewerkschaftssekretär Folkert Küpers spricht mit Blick auf den Vorstoß der Landesregierung von einer „Humanisierung des Einzelhandels“. „Nachtarbeit ist nachweislich gesundheitsschädigend, und im Einzelhandel besteht keine Notwendigkeit dafür“, argumentiert der Sekretär, der für den Handel zuständig ist. Von Versorgungsnot will er auch nichts wissen: „Wenn Läden von sieben bis zweiundzwanzig Uhr geöffnet haben, dann kann mir niemand sagen, dass er nicht Zeit findet, einzukaufen.“ Für ver.di ist der frühere Ladenschluss eine Chance für kleinere Händler: „Es ist ja im Einzelhandel nicht so, dass die Umsätze steigen, wenn man länger geöffnet hat, der Kunde kauft schließlich nur so viel, wie er verbraucht“, sagt er. „Deswegen sind Öffnungszeiten bis in die Nacht ein übles Spielchen auf Kosten der kleinen Geschäfte. Die Großkonzerne zwingen andere Händler, nachzuziehen und machen sie so kaputt.“