Wattenscheid. .

Normalerweise reden Apotheker von Arzneimitteln, wenn sie über Risiken und Nebenwirkungen sprechen. Doch auch im Beipackzettel der aktuellen Gesundheitsreform ist die Liste der Nebenwirkungen lang.

„Die geplanten Neuerungen sind schlichtweg eine Katastrophe“, formuliert Apotheker Heinrich Budde seine Kritik drastisch. „Die Behauptungen, dass der pharmazeutische Großhandel von den Sparmaßnahmen der Kassen unbetroffen sei, sind unwahr. Fakt ist, dass der Großhandel fünfhundert Millionen Euro sparen soll. Das wiederum hat zur Folge, dass er den Apotheken keine Rabatte mehr einräumen kann“, erklärt der Arzneikundige.

Diese Rabatte machen aber nach Buddes Angaben etwa die Hälfte des Ertrages der einzelnen Apotheken aus. „Wenn sie wegfallen, müssen wir an anderen Ecken sparen, beispielsweise an den Notdiensten, die für uns Pharmazeuten schon jetzt eine große Zusatzbelastung sind“, erklärt der Apotheker eine Nebenwirkung. Für den Patienten garantieren die Nachtdienste allerdings eine schnelle und wohnortnahe Versorgung mit Medikamenten im Notfall. Budde kann dies mit Zahlen untermauern: „Am Wochenende versorgen wir pro Notdienst etwa sechzig bis achtzig Wattenscheider. In einer normalen Nacht unter der Woche kommen in etwa zehn Menschen zu uns, freitags sind es meistens mehr.“

Die meisten Notdienste leistet der Inhaber der Löwen-Apotheke selbst. „Dann ist das keine Seltenheit, dass ich sonntags um 8.30 Uhr in die Apotheke komme und am Montag um 18.30 Uhr erst wieder nach Hause gehe“, berichtet der 61-Jährige. Besonders ungehalten ist er, weil die Pharmazeuten nun so stark belastet werden, obwohl nur 2,5 Prozent der Kassenausgaben in die Apotheken fließen. Noch eine Nebenwirkung: „Die Großhändler werden zukünftig nicht mehr so häufig liefern können, was zur Folge hat, dass der Patient seine Medikamente nicht mehr innerhalb von zwei Stunden bekommt, wie es momentan der Fall ist“, fürchtet der Pharmazeut, der 17 Mitarbeiter beschäftigt. „Das sind allesamt Fachkräfte. Selbst der Fahrer, der die Medizin ins Haus bringt, ist ausgebildeter Pharmazeutisch-Technischer Assistent, der den Patienten beraten kann“, sagt Budde.