Wattenscheid. .
Susanne Lieberts kleine Welt ist „rosa“. Im „Café-Stübchen“ an der Westenfelder 8 dominiert ihre Lieblingsfarbe, gleiches gilt für das Banner, das im Schatten der Friedenskirche vom 25-jährigen Bestehen des Betriebes kündet.
„Hier fühle ich mich einfach pudelwohl“, sagt die 46-jährige Geschäftsfrau. „Und das Gleiche gilt wohl für den Großteil meiner Gäste. Die Jüngeren mögen meine ,rosa Welt’ wohl etwas schrullig finden, doch die Älteren mögen sie, weil man in ihr sehr gut entspannen kann.“
Als Studentin der Sozialwissenschaften verdiente sich Susanne Liebert im Juli 1985 ihre ersten Brötchen als Aushilfe im Café-Stübchen. „Ich bin dann einfach hier hängen geblieben, weil mir die Arbeit, die Atmosphäre und die Begegnung mit den Gästen sehr gut gefallen haben“, erzählt sie und fährt fort: „Irgendwann hat dann mein Studium darunter gelitten, und ich habe es schließlich an den Nagel gehängt. Das ist mir eigentlich auch nicht schwer gefallen, denn ich hatte erkannt, dass ich meinen Vorsatz, die Welt ein Stück weit zu verändern, als Sozialarbeiterin nicht umsetzen konnte.“
Auch interessant
1996 wurde Susanne Liebert dann Eigentümerin des Café-Stübchens. Und das war ein Schritt, den sie nach eigenem Bekunden bis heute nicht einen Augenblick lang bereut hat. „Die meisten Gäste kenne ich nun schon seit fünfundzwanzig Jahren, ich kann jeden mit seinem Namen ansprechen, dass gibt ihnen und mir ein gutes, irgendwie auch familiäres Gefühl.“
Apropos Familie: Tatkräftige Unterstützung in der Küche ihres Café-Stübchens bekommt Susanne Liebert durch ihre Mutter Brigitte (68). „Ihre Kuchen, Torten und ihre frischen, hausgemachten Gerichte sind ,Qualitätssiegel’ für meinen Betrieb“, lobt die Tochter, die auch vier Aushilfen beschäftigt. „Wir sind ein gut aufeinander eingespieltes Team, das spüren unsere Gäste“, sagt Susanne Liebert.
Und was ist mit der Sozialarbeit? Natürlich leisten wir hier auch Sozialarbeit, indem wir jedem freundlich begegnen, ihm zuhören und auch den ein oder anderen gut gemeinten Rat geben, wenn dies gewünscht sein sollte. Manchmal aber reicht schon ein verständnisvolles Lächeln oder ein freundschaftliches Schulterklopfen, um jemanden, der Kummer und Sorgen hat, wieder ein wenig aufzurichten.“
Susanne Liebert engagiert sich aber nicht nur für das leibliche und seelische Wohl ihrer Gäste. Vor sechs Jahren trat sie dem Förderverein „Mückenstich“ bei, in dem sie inzwischen den Vorsitz führt. Und was hat sie dazu veranlasst? Sie sei 2004 in einen schweren Autounfall geraten und habe gelobt, etwas für Kinder und Jugendliche zu tun, wenn sie heil davon kommen sollte. „Ich habe das unbeschadet überstanden, und mein Versprechen eingelöst“, erzählt Susanne Liebert. „Denn ich bin sicher, dass Gott auch ein ganz penibler Buchhalter ist.“