Wattenscheid. .

Manches hörte sich an wie aus „Tausend und einer Nacht“, doch was Giampiero Piria während der zweiten Kioskwallfahrt erzählt, sind keine Märchen, sondern auf Tatsachen beruhende Geschichten. Und die sind spannend.

An fünf Büdchen macht der 45-jährige Schauspieler Station, und er widmet jedem einen maßgeschneiderten Themenschwerpunkt, den der Höntroper Maler Wolfgang Schlott (66) mit an Wäscheklammern befestigten Zeichnungen visualisiert.

Der Kiosk von Karin Erkal am Beisenkamp ist beispielsweise dem Thema „Migration und Soziales“ gewidmet. Seit 36 Jahren bewirtschaftet die 57-Jährige nun die Trinkhalle, mit Rat und Tat unterstützt von ihrem Mann Gündüz. Der gebürtige Türke, Sohn eines Obristen, kam 1968 in die Bundesrepublik und ließ sich später einbürgern. „Deutschland“, sagt der heute 67 Jahre alte Gündüz Erkal, „ist mir eine geliebte Heimat geworden, mich hat es nicht einen einzigen Moment lang in die Türkei zurück gezogen.“

Mit großem Interesse betrachtet der gelernte Schlosser und Schweißer, der zahlreiche Jahre bis zu seiner Rente als Kassierer bei einem im Ruhrgebiet niedergelassenen Geldinstitut arbeitete, die Zeichnungen von Wolfgang Schlott. Eine zeigt eine Häuserzeile in Katernberg hinter der sich ein Minarett erhebt, andere porträtieren die Gesichter betagter Migranten. Eine Wallfahrerin stellt jedoch fest: „Omas sehen auf der ganzen Welt irgendwie gleich aus.“ Und dann ist da noch Schlotts zeitgenössische Ansicht von „Old Wattsche“. Warum hat er diese für Erkals Trinkhalle ausgewählt? „Das war früher ein beliebter Treffpunkt für alle Generationen, eine Art Dreh- und Angelpunkt“, erläutert der Maler.

Auch der Kiosk am Beisenkamp hat eine ähnliche Funktion wie weiland „Old Wattsche“. Günüz Erkal erzählt: „Natürlich kann man fast alle Dinge des täglichen Bedarfs bei uns einkaufen; manchmal sogar günstiger als im Supermarkt, weil ich wie ein Fuchs rechne. Aber wir erfüllen auch eine soziale Funktion. Die Menschen reden mit uns über ihre Sorgen und Nöte, aber auch über schöne Dinge, die sie erleben. So funktionieren auch wir wie ein Dreh- und Angelpunkt.“