Wattenscheid. .
In den elf Jahren seines Bestehens hat der kleine Skatepark an der Bezirkssportanlage viele Skater kommen und gehen sehen.
Einige von ihnen sind „Sevi“ bis heute treu geblieben – und stellen klar, dass Skaten weder eine Frage des Alters noch eine schnelllebige Modeerscheinung ist.
„Als der Park ’99 gebaut wurde, wusste von den Skatern niemand etwas davon. In einer Woche stand der einfach da, und wir haben uns einen Ast abgefreut“, erinnert sich Philipp Böhmert, der mit seinen 24 Jahren zu der ersten Generation von „Sevi“-Skatern gehört. „Bis dato waren wir meist vor der eigenen Haustür gefahren, weil es kaum Möglichkeiten gab, außer einem Skatepark in Witten“, erzählt der selbstständige Unternehmer und Inhaber einer Werbeagentur. Seit 14 Jahren ist er seinem Skateboard treu geblieben und auch heute noch – wenn es die Zeit erlaubt – an der kleinen Anlage anzutreffen: „Sevi ist der Ort, an dem man groß geworden ist. Klar hält man dem die Treue“, sagt Philipp.
Auch Alexander Louis (22) hat in „Sevi“ angefangen. Eine Leidenschaft, die er, seit er vor zehn Jahren mit seinem Skateboard erstmals die Straße runtergefahren ist, nie wieder losgeworden ist. Einen Großteil seiner Jugend hat er auf den Betonrampen verbracht: „Ich war jeden Tag dort. Im Laufe der Jahre hat man dort Freundschaften geschlossen, die bis heute bestehen.“ Und auch, wenn er den Zustand des Belages des Skatepark bemängeln muss, kehrt der Hontröper, der zurzeit im Lehramtsstudium für Biologie und Spanisch steckt, gerne an den Ort zurück, an dem er viele Sommer erlebt hat. Denn: „Sevi ist halt ein bisschen Kult. Jeder, der in der Umgebung mal Skateboard gefahren ist, war schon mal da.“ Auch, wenn er heute das Rollbrett längst verstaut hat.
Über die Jahre hat Sevi einige Rollbrett-Talente hervorgebracht. Der Bekannteste von ihnen ist Pascal de Stena. Der 22-Jährige, der eine Ausbildung im lokalen Skateshop „Plan-B“ absolviert, wird von großen Skateboardfirmen gesponsert und ist regelmäßig mit seinen Tricks in der deutschen Fachpresse zu sehen. „Alles, was ich heute kann, habe ich in Sevi gelernt“, sagt Pascal, dessen Spitzname „Pancho“ nicht nur in Bochum jedem Skater ein Begriff ist. „Sevi hat was Familiäres“, erklärt er, „die Leute, die da zusammen skaten, die kennen sich. Und manchmal fahren da 22-Jährige mit 10-Jährigen, überhaupt kein Problem.“ Altersbeschränkungen oder Einteilungen in C- oder F-Jugend gibt es beim Skateboarding nicht – genauso wenig wie Trainingszeiten.
Einer der Gründe, warum der Zwölfjährige David sich fürs Skaten entschieden hat: „Wenn ich einen Trick schaffe, dann mache ich das für mich. Und wenn’s mal nicht klappt, dann drohen keine Strafrunden. Aber ich nehme Skaten trotzdem so ernst wie andere Fußball.“ Seit eineinhalb Jahren kommt er auf den Herrenacker, um neue Tricks zu lernen, sich auf dem Board zu verbessern und seine Freunde zu treffen. „Die meisten älteren Leute hier sind cool und geben einem Tipps, wenn man nett fragt“, sagt David. Zusammen mit Aaron (13) gehört er zu der neuesten Generation von Skatern in Sevi.
„Hier hat man seine Ruhe, stört niemanden und kann in Ruhe seine Tricks üben“, zählt Aaron die Vorteile der Anlage auf, „aber es ist auch ein bisschen klein hier, im Sommer ist es total voll. Und der Boden müsste mal gemacht werden.“ Der Sevi-Nachwuchs wünscht sich nichts mehr als einen frischen Belag und eine Erweiterung des Skateparks, der infrastrukturell bestens angebunden ist und vor allem die Anwohner ungestört lässt. „Dann würden vielleicht auch noch mehr Leute kommen und mit dem Skaten anfangen.“ Und Philipp würde ein weiteres Mal Recht behalten, wenn er sagt: „Zehn Jahre Sevi zeigen, dass der Skatepark und seine Gemeinschaft sich zwar verändern, aber nicht auflösen. Sevi erfindet sich immer wieder neu und lebt.“ Zumindest solange eine neue Generation wie David und Aaron in den Startlöchern steht. „Den Sommer verbringe ich in Sevi!“, erklärt David stolz.
Sevi ist eben Kult. Und lebt!