Wattenscheid. .

Es war einmal... ein Lehrer und Buchautor, der Jugendliche zum Schreiben motivieren wollte.

Und weil seine Idee so erfolgreich war, ruft er nun zum sechsten Mal auf, zu Zettel und Stift zu greifen, diesmal unter dem Motto „Märchenhaftes zwischen Emscher und Ruhr“.

„Die Grundidee ist es, Kindern und Jugendlichen ein Podium zu geben, sich auszudrücken und dabei auch Zuhörer zu haben“, erklärt der Wattenscheider Projektinitiator Dr. Artur Nickel. Zusammen mit Andreas Klink vom Kuluturzentrum Grend in Essen will er im Oktober ein Buch aus den „interessantesten, nicht unbedingt nur den besten“ Einsendungen veröffentlichen.

„Märchen gibt es ja in jeder Kultur, und jeder hat irgendwann und irgendwie damit Kontakt gehabt“, begründet der Gesamtschul-Pädagoge die Überschrift, unter der der Schreibwettbewerb steht. Allerdings muss niemand im klassischen Märchenstil schreiben: „Die Texte müssen in irgendeiner Weise mit Märchen zu tun haben, alles andere steht den jungen Autoren zwischen zehn und zwanzig Jahren offen. Natürlich kann jemand eine neue Sage schreiben, es kann aber auch ein Sachtext darüber sein, was man selber mit Märchen verbindet, ein Tagebucheintrag, ein Gedicht oder ein Anti-Märchen.“

Flyer zum Buchprojekt Märchenhaftes zwischen Rhein und Ruhr Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool
Flyer zum Buchprojekt Märchenhaftes zwischen Rhein und Ruhr Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool

Und was ist unter einem „Anti-Märchen“ zu verstehen? „Märchen haben in der Regel etwas mit Träumen oder Fantasien zu tun“, meint Dr. Artur Nickel. „Wenn aber jemand sagt, dass seine Umwelt nicht märchenhaft ist oder er seine Träume nicht verwirklichen kann, dann kann er das natürlich auch gerne aufschreiben“, fährt der Deutsch- und Religionslehrer fort.

Worauf er sich besonders freut, sind Texte, die Elemente aus anderen Kulturen haben: „Ich stelle es mir spannend vor, wenn eine Märchenfigur aus einer anderen Welt auf einmal im Ruhrgebiet auftaucht und sich hier zurecht finden muss, oder auf einen ganz anderen Fabelhelden trifft“, sagt der 55-Jährige, der an der Erich-Kästner-Gesamtschule in Essen unterrichtet. „Das Ruhrgebiet ist im Prinzip ein riesiger Schmelztiegel, da ist es wichtig, da ist es interessant zu sehen, wie junge Menschen mit der Vielseitigkeit umgehen“, erzählt Nickel. „Kultur lebt ja auch vom Austausch, von dem, was ich bei anderen sehe und für mich selber weiter entwickele, das kann man bei den Werken, die wir bis jetzt veröffentlicht haben, wunderbar erkennen“, fährt er fort.

Erscheinen soll die Anthologie in einer Tausenderauflage, mit der Option nachgedruckt zu werden. „ Unser letztes Projekt ,Ruhrkulturen: Was ich dir aus meiner Welt erzählen möchte’ wurde im November 2009 veröffentlicht, und schon im Dezember haben wir die zweite Auflage in Auftrag gegeben“, berichtet Artur Nickel.

Die ersten Einsendungen für das neue Werk sind schon eingetroffen, bis zum Einsendeschluss am 15. Juli erwartet „Märchenfreund“ Nickel „einige hundert Beiträge“, von denen so viele wie möglich in dem Sammelband erscheinen sollen.

Bleiben wir märchenhaft: Und wenn junge Autoren nicht ausgestorben sind, dann schreiben sie noch heute...