Wattenscheid. .

Unterricht ganz anders: Zu Schülern wurden gestandene Lehrer am Mittwoch in der Sporthalle der Maria Sibylla Merian-Gesamtschule. Die jungen Artisten von Watt’n Zirkus brachten ihnen Kunststücke am Doppel-Trapez, mit dem Diabolo und auf dem Drahtseil bei.

„Puh, das ist nicht meine Disziplin – ich bin echt fertig“, stöhnt Katharina Chlup, Lehrerin für Deutsch und Geschichte an einer Essener Gesamtschule, nach den ersten Übungen am Doppel-Trapez. „Das sieht so einfach aus, ist aber total anstrengend, da braucht man richtig Kraft für.“ Zusammen mit ihrer Kollegin Anke Kempkes lässt sie sich von Katja (15) und Julia (15) einige Tricks zeigen, um sie ihren eigenen Schülern in der Zirkus AG beizubringen.

Die beiden Gesamtschülerinnen finden es „schon gut, den Lehrern mal überlegen zu sein“, wie sie grinsend zugeben. Wie zufrieden sind Katja und Julia denn mit den Lehrern, die sie betreut haben? „Es ist schon ein bisschen schwierig für sie, weil sie das ja nicht so kennen wie die Schüler“, meint Katja, und Julia ergänzt: „Manche sind auch nicht ganz so gelenkig und haben nicht so viel Kraft.“

Deutsch- und SoWi-Lehrerin Anke Kempkes findet es „super“, von den Schülerinnen unterrichtet zu werden: „Sie sind ja wesentlich besser als wir, deshalb kann man gut von ihnen lernen.“ Katharina Chlup hingegen findet es „schon ein wenig komisch, weil wir das in unserer Zirkus AG ja andersrum machen“. Mit dem „Unterricht“ ist sie aber zufrieden: „Die Schüler erklären es gut.“ Und vor allem, seien sie um Sicherheit besorgt, „so dass man nicht so viel Angst haben muss“. Ein bisschen mulmig sei ihr aber trotzdem gewesen. Auch bei Anke Kempkes, die die meisten Übungen mit Leichtigkeit meistert, ist eine Grenze erreicht, als das Trapez noch ein Stück höher gehängt wird. „Nee, das ist nichts für mich.“

Darf’s dann vielleicht das Diabolo sein? Marco (14) und Dominik (15) zeigen den Lehrern Kunststücke an dem Jonglage-Spielgerät. „Das ist mal was anderes“, sagt Marco und lobt seine Schüler: „Die machen das eigentlich recht gut.“ Und Dominik findet es „ganz lustig, mit Erwachsenen was zu machen. Normalerweise lernen wir von ihnen und jetzt lernen sie mal was von uns.“ Der Schüler der beiden, der Mülheimer Hauptschule-Lehrer Marcus Metzner hat „keine Probleme: Ich habe erst vor einem Monat mit Diabolo angefangen, und die Jungs können das gut erklären“.

Und auch Rita Bluhm-Müller, die sich von Sofie (14) Tricks mit dem Hula-Hoop-Reifen beibringen lässt, ist zufrieden: „Bei den eigenen Kindern ist das ja auch so, dass sie einem mal was zeigen, was man noch nicht weiß – deshalb ist das gar kein komisches Gefühl.“ Und Sofie selbst sagt trocken: „Es sind zwar nicht meine Lehrer, aber es ist schön, wenn man mal was besser kann.“