Wattenscheid. .
Voraussichtlich am 10. April 1970 sollte das Freibad im Südpark eröffnet werden, das um ein beheizbares 50-Meter-Becken nebst Sprungbecken und einem Sprungtum erweitert wurde.
Der Leiter des Sport- und Bäderamtes, Schoppmeier, äußerte sich damals jedoch skeptisch: „Ob wir dann schon eröffnen, richtet sich ganz nach der Wetterlage. Denn es ist zwecklos, nur für ein paar Mutige das Freibad zu öffnen. Die Kosten wären dann zu hoch.“
Einen weiteren Wermutstropfen stellten die noch unfertigen Umkleidekabinen im neuen Trakt des Freibades dar. Grund der Verzögerung war zum einen, dass die finanziellen Mittel erst im neuen Etat des Jahres 1970 genehmigt und bereit gestellt wurden und zum anderen die parallel laufenden Bauplanungen eines dem Freibad angebundenen Hallenbades.Der Wattenscheider Architekt Eberlein gab sich optimistisch und hoffte, dass die Trockenzellen im Sommer fertig gestellt werden würden.
Auch das öffentliche und stark frequentierte Hallenbad mit zwei Innenbecken am Bußmannsweg von 1964 bereitete man für die anstehende Badesaison vor. Schwimmmeister Ernst Ostrop war emsig mit der Reinigung der Filter und Becken beschäftigt, Maler erledigten Anstricharbeiten an der Umwälzanlage und Heizung. Der mächtige Kubus mit rückwärtig angebauter Rollschuhbahn war ein typisches Beispiel für Bauten in den 1960er Jahren mit zahlreichen Kunst-am-Bau-Elementen. Die Ost- und Westseite des Kubus waren je durch eine Glasfensterwand nahezu aufgelöst und verliehen dem Bau Transparenz. Einzig horizontal verlaufende Klinkerbänder und feine Betonrähmchen, wie ein Gitter auf die Glaswände gelegt, gliederten die Wände in einzelne Glasfensterbahnen. Die Nord- und Südseite zierte je eine großflächige, abstrakt-geometrische und farbig gehaltene Klinkermotivik des Wattenscheider Künstlers Hermann Metzger. Die Dynamik, die von diesem Motiv ausging griff die Dynamik im Inneren auf. Dort fand sich an der Südseite ein ebenso großflächiges Mosaik in Form einer Nixe vor einem stilisierten Meer eingerahmt von Wasservögeln am oberen- und zwei Fischen am unteren Rand.
Kunst von Hermann Metzger
Geschaffen wurde dieses Kunstwerk von dem Wattenscheider Künstler Heinrich Rudolph. Nachdem das Bad 1989 geschlossen und ab 1992 zu einer Sporthalle umgebaut wurde, sollte es 1999 in seiner Baugestalt durch umfangreiche Baumaßnahmen stark verändert und Teil des neuen Berufskollegs werden.
Nach dem 2. Weltkrieg hatte die Stadt Geld und Mühen in den Wiederaufbau der zerstörten Sportstätten investiert. Alle Wattenscheider Ortsteile sollten eine Bezirksportanlage mit Sport- oder Turnhalle und beleuchteten Sportplätzen erhalten. Ab 1950 wurden zahlreiche Hallen und Plätze unter anderem in Günnigfeld instand gesetzt und Neubauten errichtet, so die Turnhallen in Eppendorf (1956) und in der Südfeldmark mit einem Lehrschwimmbecken (1954). Zahlreiche Bauten folgten: das Sportzentrum in Westenfeld 1969/70 und ein Trimm-Dich-Pfad im Südpark.
Die städtische Badeanstalt mit Sauna in der Graf-Adolf-Straße war 1950 wiedereröffnet worden. Ebenso erfreute sich die Freibadanlage Beckmanns Stadion, die 1927 mit Gondelteich, Schwimmbad und Fußballplatz eröffnet wurde, größter Beliebtheit. 1976 kamen das Wellenfreibad an der Märkischen Straße und das bereits 1970 geplante Hallenbad im Südpark hinzu.
Unzählige Turn-, Schwimm-, Leichtathletik-, Fußball-, Box- und Rollsportmeisterschaften fanden von 1950 bis 1980 in Wattenscheid statt. 1972 existierten rund 62 Vereine mit knapp 11 000 Mitgliedern, 2753 Sportabzeichen wurden in diesem Jahr verliehen.