Wattenscheid. .

„Unsere Arbeit hat Ausmaße erreicht, die für mich vor zehn Jahren unvorstellbar waren.“ Damit meint Manfred Baasner, Leiter der Wattenscheider Tafel, nicht nur die nackten Zahlen.

Doch allein die sprechen Bände: Wenn die Lebensmittelausgabe in der Zentrale an der Laubenstraße zweimal die Woche ihre Türen öffnet, dann kommen pro Termin 1000 Menschen. Jeder muss den Euro zweimal umdrehen, um über die Runden zu kommen.

„Wir erreichen jede Woche rund 8000 Menschen“, betont Baasner. Und weist dann im gleichen Atemzug auf das breite Spektrum der Arbeit hin, die die Tafel leistet. Dazu gehört als Rückgrat die Lebensmittelverteilung an den insgesamt 34 Ausgabestellen - damit hatte alles angefangen.

Rückblick: Am 13. April 2000 trafen sich 53 Personen zur Gründungsversammlung der Tafel im Kolpinghaus an der Saarlandstraße. „Das war der offizielle Startschuss“, blickt Baasner zurück. Zuvor hatten er und sein Sohn Andreas eher improvisiert Lebensmittel verteilt: Aus dem Autokofferraum und der Garage heraus, oder direkt im Betreuten Mittagstisch an der Swidbertstraße. Für ein paar Dutzend Leute. „Doch die Mengen an Lebensmitteln, die uns Supermärkte überließen, reichten bei weitem für viel mehr Menschen.“ Baasner suchte eine entsprechende Organisationsstruktur, Helfer und passende Räumlichkeiten. Nach dem Standort Hohensteinstraße ging es schließlich zur Laubenstraße. Zunächst zur Miete, dann kaufte der Verein im Jahr 2007 den ehemaligen Firmenkomplex. Immerhin 7000 Quadratmeter - viel Platz, der durch immer mehr Angebote genutzt wurde.

Die Arbeit der Tafel hat mit der Lebensmittelausgabe, der Unterstützung der Suppenküchen und vieler anderer Einrichtungen, der Frühstückshilfe an Kindergärten und Schulen, dem Sozialen Warenhaus, der Sprachförderung für Migranten und den vielfachen Beschäftigungsmaßnahmen eine Dimension erreicht, die den Gründern anfangs undenkbar schien.

„Das alles war nur möglich durch das Engagement vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter und durch eine großzügige Unterstützung der breiten Öffentlichkeit“, blickt Baasner zurück. Mittlerweile arbeitet die Tafel mit zwölf Angestellten durch Fördermaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit und unentgeltlich mit über 420 ehrenamtlichen Helfern, davon rund 100 Jugendlichen, zusammen. Zehn Fahrzeuge sind im Einsatz, um Lebensmittel und Sachspenden der Kaufmannschaft einzusammeln und an Institutionen und Organisationen, die Arme und sozial Schwache betreuen, zu verteilen.

Zehn Jahre Aufbauarbeit liegen hinter Manfred Baasner. „Grundlage war damals die Idee, aus dem Überfluss der Gesellschaft eine Hilfe zu organisieren, die da ansetzt, wo das soziale Netz zur gesetzlichen Existenzabsicherung – trotz aller sozialpolitischen Bemühungen – Lücken zeigt“, erklärt der 67-Jährige.

„Auch Kinderarmut und Altersarmut sind leider Teil unserer Gesellschaft.“ Sein Motto laute: „Nicht herumreden, sondern anpacken. Nichts zu tun, das ist für mich eine Strafe. Die Hilfe der Tafel fragt nicht nach Ursachen und Schuld – in der Notlage wird sofort und tatkräftig geholfen.“ Die Räumlichkeiten der Wattenscheider Tafel beherbergen unter ihrem Dach auch die Bochumer Tafel und die Bochumer Kindertafel.