Wattenscheid. .
Im zweiten Weltkrieg suchten mehr als 3000 Menschen dort Schutz. Zuletzt war die Schufa Mieter des Bunkers am Bismarckplatz, den jetzt der Moscheeverein kaufen will. Makler Hartmut Gahl zeigt das Gebäude von 1942.
Die dicken Stahltore quietschen beim Öffnen. Dabei sind sie noch gar nicht so alt. Es geht hinein ins Treppenhaus. Das stammt – wie der Rest des Bunkers am Bismarckplatz – von 1942. Die Treppenstufen sind mächtig, massiv aus Beton gegossen. Nur der moderne Anstrich verschleiert das Alter. Mehr als 3000 Menschen stürmten hier im Zweiten Weltkrieg hinein – wenn draußen die Bomben vom Himmel hagelten.
Wer große Abenteuer erwartet hat, wird auf den ersten Blick enttäuscht. An einen Bunker erinnert nur wenig. Die Schufa hatte hier von 1958 bis 2003 Quartier bezogen. Deutschlands oberste Schuldenwächter machten den Bunker zum Bürogebäude. Die Schufa ließ Glastüren einbauen. In den ehemaligen Büros liegt Teppichboden. Die Registerschränke sind sauber ausgeräumt. Sie sehen so aus, als hätte noch jemand vor dem Auszug Staub gewischt. Bis zu 2000 Briefe gingen hier täglich über die Schreibtische.
„Vor ein paar Jahren ist die komplette Verkabelung neu gemacht worden“, sagt Immobilienmakler Hartmut Gahl, der den Bunker im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verkauft. Ein paar Relikte hat die Schufa dann doch vergessen: Zum Beispiel das Schild, das die Mitarbeiter aufforderte, ihre Hofgespräche doch bitte leise zu führen – „Aus Sicherheitsgründen. Datenschutz!“
Wer sich umschaut, findet sich in einem mehr oder minder modernen Bürogebäude wieder. Es gibt Steckdosen und Netzwerkanschlüsse für die Computer. Die Toiletten sind mit feiner Keramik ausgestattet, müssten vielleicht mal gereinigt werden. „Die Schufa hatte wohl das nötige Kleingeld für schöne Fliesen“, sagt Gahl.
Nur die äußerst breiten Fensterbänke zeigen deutlich, dass das Gebäude am Bismarckplatz eben kein normales Bürogebäude ist. „Die Fenster sind nach dem Zweiten Weltkrieg hineingesprengt worden“, erklärt der Immobilienmakler. Wer genau hinsieht, erkennt, dass die Sprengmeister die Ladungen an einigen Stellen etwas zu stark angesetzt hatten. Die Fenster sind beigeputzt. Viel Licht bringen sie nicht hinein.
In der dritten Etage ist die ausgeräumte Kantine der Schufa. Hier hängen einige Kabel aus der Wand. Auch der größte Raum der Anlage befindet sich unter der Spitzdach, das nach dem Krieg aus optischen Gründen auf den Bunker kam. In diesem Raum könnten – wenn der Kauf einmal perfekt ist – die Muslime beten.
Einen Keller gibt es nicht. Nur die Heizung ist in einem kleinen Anbau hinter dem Betonbau untergebracht. „Splittergeschützt“, sagt Gahl. Dort unten steht auch die Technik für die Mobilfunkanlage auf dem Dach – erhöhte Strahlungsgefahr.
Apropos Heizung: Der Energieverbrauch in dem Bunker sei minimal. „Die Gasrechnung ist so hoch wie für ein Zweifamilienhaus“, sagt Gahl. Die 1,10 Meter dicken Wände ließen eben kaum Wärme entweichen. Als der Bund den Bunker nach dem Zweiten Weltkrieg renovierte, bekamen die Wände sogar noch eine Isolierung verpasst. „Mit Edelputz.“
Der neue Nutzer darf sich ganz nebenbei auf ein erdbeben- und bergschadensicheres Gebäude freuen. „Der Bunker ist wie ein Kasten gebaut“, sagt Gahl. „Da bricht nichts auseinander.“ Selbst wenn ein Drittel des Bodens unter dem Bunker plötzlich absacke, bleibe der Klotz immer noch unbeschadet an der gleichen Stelle stehen. „Der verschwindet nicht in der Erde.“