Wattenscheid. .
1982 sorgten die drastischen Sparmaßnahmen der Stadt Bochum für das Haushaltsjahr 1983 für große Empörung bei den Bürgern.
Der erschienene dreibändige „Nachtrags-Haushaltsplan 1982“ der Stadt Bochum führte alle Bereiche auf, in denen drastische Einsparungen vorgenommen werden mussten, um das Finanzloch von 4,4 Mio DM zu stopfen. „Wir müssen uns der neuen Situation anpassen, müssen lernen mit dem Rotstift zu leben“, so Oberstadtdirektor Herbert Jahofer Anfang August 1982 bei der Erläuterung des Nachtrags-Haushaltes. „Wir sind gezwungen, Leistungen abzubauen. Wir leben nun einmal in der Bundesrepublik Deutschland und nicht mehr in goldenen Zeiten.“
Einnahmen verbessern
Hinsichtlich des Haushaltsjahres 1983 appellierte der Verwaltungschef an Bund und Land, die Städte im Ruhrgebiet nicht im Stich zu lassen. Ein ausgeglichener Haushaltsplan sei nur aufzustellen, wenn neben weiteren Einsparungen auf der Ausgabenseite, die zu Einschränkungen im Leistungsangebot für die Bürger führen, bei den Einnahmen die Zuweisungen des Landes verbessert würden. „Wenn die Städte gezwungen würden ihre Haushaltswirtschaft insbesondere im Verwaltungsbereich nur dadurch im Lot zu halten, dass sie durch Vermögensveräußerungen zu einem Ausgleich kommen, bringe das unweigerlich den Ruin der Städte“, so Jahofer. Unumstößlicher Fakt war, dass es für 1983 keine Alternativen zum Etat-Ausgleich gab.
Die Ursachen dieser prekären Finanzlage waren vielfältig und schwierig zu definieren. So trugen u.a. die seit 1948 auch in Wattenscheid stetig angestiegenen Arbeitslosenzahlen einen Teil dazu bei. Zum anderen musste der Kämmerer die in immer kürzer werdenden Abständen auftretenden Finanzierungsengpässe mit immer weniger werdenden finanziellen Mitteln notdürftig ausloten.
Die daraus resultierenden steigenden Steuern, Abgaben und Gebühren sowie drastische Minderung des städtischen Leistungsangebots für Bürger waren vorhersehbare negative Auswirkungen, dessen Kompensation auf die Kommunen und Bürger zurückfiel.
Nachvollziehbar war die Reaktion von Bürgern, die empört reagierten, waren sie doch der Ansicht, dass bei der Rotstiftaktion statt Einsparungen zusätzliche Kosten verursacht würden und in einigen Verwaltungsbereichen unnötig Geld ausgegeben würde.
Eine unmittelbare Auswirkung der strengen Einsparungen der Stadt folgte prompt. Für den baulichen Erhalt der Schulgebäude kürzt die Stadt die Unterhaltssumme auf 480 000 DM. Für den Unterhalt von Kinderspielplätze stehen 115 600 DM und damit 4300 DM weniger als ursprünglich geplant im Etat. Freibäder, Sportplätze und Wege werden mit bis zu zehn Prozent weniger subventioniert. Die 100 000 DM für den Posten „Um- und Ausbau von Straßen“ hat die Verwaltung für das laufenden Jahres komplett getilgt.
Eine Flaute kommt selten allein: Auch in etlichen Wirtshäusern zeichneten sich weitere Einbußen ab. Brachen in den letzten Monaten bereits durch Preiserhöhungen und Fußballweltmeisterschaft die Gästezahlen immens ein, so trieben nun die Ferienzeit und vor allem das günstiger werdende Flaschenbier nicht wenige Wirte in den Ruin.