Wattenscheid. .

Mit knapp 20 Quadratmetern ist er nicht gerade groß, und das alte Boot in seiner Mitte schränkt den Platz zusätzlich ein. Dennoch ist der Hof hinter ihrem Deko-Geschäft „Leichtsinn“ für Ina Schlömann nicht nur ein schöner Rückzugsort – auch wilde Partys hat sie dort schon gefeiert.

„Hier ist es immer schattig, und der Ausblick auf die Alte Kirche ist ein Traum“, schwärmt die 41-jährige Geschäftsfrau, die den kleinen Hof hinter dem alten Fachwerkhaus gerne liebevoll dekoriert. Bunte Sitzkissen hat sie auf dem Rand des alten Holz-Segelboots drapiert, Limonadenflaschen in einer alten Holzkiste stehen zur Erfrischung bereit, Windlichter warten auf die nächste laue Sommernacht. „Wir haben hier im Winter auch schon eine Weihnachtsausstellung gehabt – mit Feuerkorb für die Wärme“, erzählt Ina Schlömann.

Den Kunden stehe der Platz während der Geschäftszeiten stets offen: „Man kann hier immer raus, die Tür steht immer auf – und hier fühlt sich auch jeder wohl.“ Eine Zeit lang habe sie sogar zwei Hasen in ihrer kleinen Oase beherbergt, erzählt Ina Schlömann. „Da konnten die Mütter im Laden shoppen, und die Kinder haben draußen mit den Hasen gespielt.“ Auch Vögel, Eichhörnchen und sogar ein Igel nutzen den Hof als Rückzugsort.

Das alte Holzboot „Adebar“ liegt seit rund zwei Jahren in Ina Schlömanns Hof. „Es gehört eigentlich der evangelischen Kirche, wo es eine Segelgruppe selbst gebaut hatte“, erzählt sie. „Weil es nicht mehr segeltauglich war, stand es auf der Wiese vor der Alten Kirche.“ Direkt hinter Ina Schlömanns Gartenzaun. „Wir waren damals gerade dabei, die Küche zu sanieren, da sagte jemand: Man müsste den Pastor Uli Engelsing mal nach dem Boot fragen.“ Und genau in diesem Moment sei der Pastor tatsächlich vorbeigekommen.

„Dann begann ein wildes Messen“, erinnert sich Ina Schlömann, „weil wir nicht wussten, ob das Boot überhaupt hier reinpasst.“ Schließlich wurde ein Steg gebaut, Kies bestellt und das Boot auf den Hof gewuchtet. „Das war alles ein wahrer Kraftakt, aber wenn hier eine Idee entsteht, muss sie auch in zwei Wochen umgesetzt werden – in dem gleichen Tempo renovieren wir auch den Laden.“

Auch nach Feierabend hält sich Ina Schlömann gerne in ihrer kleinen Oase auf. „Bei diesem Wetter wird sie auch gerne von Freunden und Bekannten genutzt.“ Und für Partys werde der Hof mit Fackeln in richtige Abendstimmung versetzt. „Das ist ganz wunderbar.“

Doch der Hof macht auch Arbeit – vor allem im Herbst. „Wir hatten hier mal ein altes Segel gespannt, als Schutz vor dem Laub – aber ist beim letzten Sturm zerrissen.“ So landet das Laub wieder im Hof, „und bei Sturm kommen auch mal ganze Äste runter“. Doch missen möchte Ina Schlömann weder Hof noch Bäume: „Ich möchte mal wissen, wie alt die sind“, sagt sie und schaut sinnend in das grüne Blätterdach.

OASEN GESUCHT:

Hinter mancher, von außen unscheinbar oder trist erscheinenden Fassade, findet man Unerwartetes: einen blühenden Garten, einen liebevoll gestalteten Hinterhof – mitten in der Stadt. Wir suchen solche Oasen, um sie in der WAZ vorzustellen. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, eine solche Oase in der Stadt kennen, melden Sie sich bei uns: WAZ-Wattenscheid, Hüller Straße 7, 44866 Bochum, redaktion.wattenscheid@waz.de oder per Fax 02327/98 26 50.