Wattenscheid. .

An seinem Arbeitsplatz herrscht die Ewigkeit. Da zählen 25 Jahre, die Hans-Jörg Masanek nun als Verwalter des Friedhofs der evangelischen Gemeinde Wattenscheid tätig ist, weniger als ein Sekundenbruchteil.

Doch die Zeit, die der 56-Jährige anlässlich seines Dienstjubiläums Revue passieren lassen kann, ist keineswegs unbedeutend, zeugt sie doch von seinem intensiven Wandel der Bestattungskultur.

„Wirklich dramatisch stark ist die Akzeptanz der Feuerbestattung gestiegen“, erzählt Hans-Jörg Masanek. „Als ich hier meinen Dienst antrat, betrug ihr Anteil gerade einmal zwei Prozent, heute verzeichnen wir fünfzig Prozent.“

Nach den Erfahrungen des 56-Jährigen gehört es inzwischen nicht mehr unbedingt zur Lebensgeschichte eines Menschen, die Ruhestätte seiner Angehörigen zu pflegen. „Immer häufiger tendieren Angehörige zu pflegefreien Rasengräbern.“ Das sagt Masanek ohne Vorwurf. Die Ursachen und Gründe, auf die er den Wandel in der Bestattungskultur zurück führt, sind vielfältig: „Die Zahl der Single-Haushalte steigt, die klassischen Familiengräber sind nicht mehr gefragt. Und es gibt immer mehr Menschen, die ihre Angehörigen nicht mehr mit der Grabpflege belasten möchten. Das heutige Arbeitsleben verlangt Mobilität, oft auch einen Wohnortwechsel.“

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Der Friedhofsverwalter der evangelischen Gemeinde mag aber nicht ausschließen, dass auch finanzielle Gründe den Wandel in der Bestattungskultur stark mit beeinflusst haben. So kostet beispielsweise das Reihengemeinschaftsgrab bei einer Erdbestattung an der Westenfelder Straße, einschließlich Namensplatte, 2560 Euro; für eine Urne wären in der gleichen Kategorie 900 Euro weniger fällig. Und das ist nur einer von zahlreichen Kostenfaktoren, die bei Bestattungen zu Buche schlagen.

Trotz des bemerkenswerten Wandels im Bestattungswesen will Hans-Jörg Masanek seiner vor 25 Jahren formulierten Linie treu bleiben: „Ich möchte mit meinem Wirken unserem Friedhof die christliche Ausdrucksmöglichkeit erhalten, sei es in Trauerfeiern oder in der Gestaltung von Grabanlagen oder Grabmalen. Er soll weiterhin Ort der Verkündigung der christlichen Botschaft sein.“ So sieht der 56-Jährige, der seit seinem ersten Lebensjahr in Wattenscheid zu Hause ist, seine Hauptaufgabe nicht im Management bürokratischer Vorgaben. „Ich verstehe mich primär als Begleiter der Angehörigen von Verstorbenen und als Ansprechpartner von Friedhofsbesuchern.“

Veränderung der Bestattungskultur, Gemeindefriedhof der ev. Kirchengemeinde Wattenscheid , Kreuz , Foto: Stefan Arend / WAZ Fotopool
Veränderung der Bestattungskultur, Gemeindefriedhof der ev. Kirchengemeinde Wattenscheid , Kreuz , Foto: Stefan Arend / WAZ Fotopool © WAZ

Und wie wird man Friedhofsverwalter? „Ich bin von meinem Vorgänger, Günter Ortmann, für dieses Amt vorgeschlagen und dann vom Presbyterium gewählt worden“, erzählt Hans-Jörg Masanek. Und wie arbeitet es sich im Angesicht der Ewigkeit? „Ich bin schon als Kind mit meiner Mutter auf diesen Friedhof gegangen. Sie hat hier ausgeruht, ein Buch gelesen. Ich habe mit Schüppchen und Eimer gespielt, Sand gab’s genug, weil die Wege noch nicht befestigt waren. Nie habe ich diesen Ort, der ja auch Begegnungsstätte ist, als unheimlich oder bedrohlich empfunden. Ich arbeite – in der Identifizierung mit der Auferstehungsbotschaft – gerne hier.“ Nach Abitur und später abgebrochenem Lehramts-Studium arbeitete Hans-Jörg Masanek bei Aquella und in der Metall-Industrie. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.

Info/Kontakt: Tel. 300961 oder www.evkw.de