Wattenscheid. .

Wer Prinzessin werden will, muss als Häschen anfangen. Prinzessin ist Kathrin Wienert im neuen Stück der Kolpingspielschar Höntrop zwar nicht, aber sie ist schon bei den Märchenspielen aufgetreten, bevor sie überhaupt laufen konnte.

„1997 wurde Kalif Storch gespielt, mir wurde ein Kostüm angezogen und dann wurde ich auf der Bühne umhergetragen“, berichtet die 14-Jährige, die nun im neuen Stück in der Hauptrolle als Pinocchio zu sehen ist. Ihre Großmutter Thea Nau hat 1954 die Kolpingspielschar mitbegründet und zuerst ihre Tochter und später auch ihre Enkelin zum Schauspielern animiert.

Klar, dass Kathrin kein Lampenfieber mehr kennt, schließlich ist sie ja quasi auf der Waldbühne groß geworden: „Am ersten Tag geht einem immer durch den Kopf ‚Huch, da sind aber viele Kinder’, aber nach ein paar Minuten denkt man da schon gar nicht mehr dran“, erzählt die Schülerin. „Und wenn die Kindern im Publikum sich dann so richtig freuen, macht es unheimlich viel Spaß, auf der Bühne zu stehen“, schwärmt Kathrin, die schon vor drei Jahren zum ersten Mal als Pünktchen in der Inszenierung von Erich Kästners Roman ‚Pünktchen und Anton’ eine Hauptrolle gespielt hat.

Damals hatte sie den Vorteil, dass sie sich wie ein „normaler“ Mensch bewegen konnte. Jetzt als Holzpuppe, die erst ein „Mensch aus Fleisch und Blut werden will“, müssen die Bewegungen natürlich abgehackter sein. Das sieht leichter aus, als es ist.

Martina Ridder, die bei „Pinocchio“ Regie führt, achtet penibel darauf, dass später auf der Bühne alles echt wirkt, selbst wenn dadurch eine Szene bis zu acht Mal wiederholt werden muss. Dann heißt es von Martina Ridder immer „Da kommen wir noch mal ganz frisch rein“.

„Die Kinder sind klasse, wenn man sie richtig motiviert, dann klappt das auch richtig und sie bewegen sie sich ganz natürlich auf der Bühne“, sagt die 45-Jährige, die seit etwa 15 Jahren Regie führt, aber „eigentlich viel lieber selbst spielt“.

Schon seit zwei Monaten treffen sich die 15 Kinder und 18 erwachsenen Schauspieler einmal pro Woche im Jugendheim von St. Maria-Magdalena und verwandeln sich in Pinocchio, Geppetto und Co. In der „heißen Phase“, sprich vier Wochen vor der Premiere, wird sogar zweimal pro Woche geprobt.

Inzwischen werden auch die Kostüme und das Bühnenbild langsam fertig. In mühevoller Kleinarbeit malt Anja Auth-Tenner nicht nur alle Bühnenbilder fast alleine, sie hat auch einen riesigen Kopf für den Thunfisch gebastelt, den sie verkörpert.

Und die wichtigste Maske, die Pinocchio-Nase, stammt auch von ihr. Wie man es schafft, dass die Nase mit jeder Lüge länger wird, wird aber nicht verraten: „Sie wächst einfach mit jeder falschen Aussage von Pinocchio“. „Für ein komplettes Kostüm brauche ich ungefähr zwei Wochen“, berichtet Anja Auth-Tenner. Die Kulissen nehmen etwa zwei bis drei Tage in Anspruch.

Die Spielschar hat ein festes Repertoire an Märchen, die im Turnus von sieben Jahren aufgeführt werden. „Zusätzlich führen wir ab und an noch etwas Neues auf. 2006 war das beispielsweise ‚Die kleine Hexe’“, erklärt Martina Ridder, die zum ersten Mal im Alter von sechs Jahren auf der Bühne stand.