Wattenscheid. .
Sprache ist wesentlicher Bestandteil für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Doch gerade an Deutsch-Kenntnissen mangelt es vielen Zuwanderern. Das ist deshalb ein wesentlicher Ansatzpunkt der Arbeit vom CentrumCultur der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Die WAZ sprach darüber mit Gabriela Osterkamp-Centeno.
Sind die Defizite so groß wie manchmal befürchtet?
Osterkamp-Centeno: Die Sprachkurse gehören zu den Hauptbestandteilen unserer Arbeit. Hier bestehen oftmals Defizite, auch bei Ausländern, die teils schon seit 25 Jahren in Deutschland leben. Aber auch Jüngere haben manchmal beträchtliche Defizite, da in den Familien kaum oder gar nicht Deutsch gesprochen wird. Das bestätigen uns auch viele Schulen. Das Sprachproblem zieht sich quer durch alle Altersklassen. Und ist ein Mitverursacher von Arbeitslosigkeit. Sprache ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme an Gesellschaft und am Erwerbsleben in Deutschland.
Daraus resultieren dann viele Integrationsprobleme?
Sprachbarrieren führen nicht nur in der Schule zu Problemen, sondern auch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einer Arbeitsstelle. Das erschwert schließlich auch die Integration. So genannte Integrationskurse für Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die kaum oder wenig Deutsch sprechen, haben wir bislang in Kooperation mit der VHS angeboten, ab September bietet die AWO am Standort Alter Markt dazu auch eigene Kurse an. In den weiterführenden Sprachkursen werden auch Fachausdrücke behandelt.
Welche Zielgruppen erreicht das CentrumCultur?
Der größte Teil sind Spätaussiedler aus den ehemaligen GUS-Staaten und Bürger türkischer Herkunft, die teilwiese auch schon seit Jahren hier leben. Hinzu kommen Menschen aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern der ganzen Welt. Von Kongo bis Irak.
Welche Angebote gehören noch dazu?
Wir bieten generell Beratungen zu sehr vielen Bereichen an. Wir helfen zum Beispiele auch beim Ausfüllen von Anträgen, vermitteln zu anderen Ansprechpartnern. Wir beraten aber auch bei persönlichen Anliegen, das reicht von Ehe- bis zu Schul- und beruflichen Problemen. Auch beim Verfassen von Bewerbungen können wir behilflich sein. Dazu arbeiten wir z.B. direkt auch mit Schulen zusammen. Mein Motto lautet: Man sollte junge Menschen dort erreichen, wo sie sind. Wir arbeiten auch mit Kindergärten gut zusammen, zum Beispiel auch bei den Vorbereitungen zum Weltkindertag am 24. September.
Sie fördern also die Teilhabe von Migranten an allen Bereichen des sozialen und politischen Lebens. Wie sieht es mit der Kultur aus?
Ein weiteres Standbein ist die Kulturarbeit, denn wir wollen auch die einzelnen Kulturen und Herkunftsländer vorstellen. Dies gehört schließlich auch zum Leben dieser Menschen. Dazu haben wir jährlich ungefähr 20 Veranstaltungen im kleinen und größeren Rahmen, für Kinder und Erwachsene. Höhepunkt ist sicherlich die Beteiligung an der Wattenscheider Kulturnacht, die nächste ist am 24. September.
Können Sie eine Erfolgsquote für die Beratungsarbeit angeben?
Integration setzt neben den Angeboten natürlich auch immer die Bereitschaft bei den Migranten voraus. Die ist nicht immer vorhanden. Ich beobachte, dass Parallelgesellschaften leider immer stärker frequentiert werden und zunehmen. Dort sind Menschen für den Integrationsgedanken aber kaum mehr erreichbar. Der Beratungsbedarf hat in den vergangenen Jahren zugenommen und wird weiter steigen. Aber wir haben insgesamt viele Erfolge zu verzeichnen, und daraus resultierend macht die Arbeit auch Freude.
INFORMATION:
Das soziokulturelle Zentrum CentrumCultur der Awo befindet seit 2007 im Gertrudiscenter, Eingang Weststraße, Alter Markt 1. Die Mitarbeiter/innen des Fachdienstes für Migration und Integration beraten in den Sprechstunden Menschen mit Migrationsgeschichte kostenlos. Vielfältige Kursangebote für alle Altersgruppen ergänzen die individuelle Beratung. Die Einrichtung erhält Zuschüsse von Bund, Land und Stadt. Gabriela Osterkamp-Centeno ist vor allem zuständig für den Jugendmigrationsdienst.
Infos: Tel. 328 823.