Wattenscheid. .
Das Turbo-Abitur wirft seine Schatten voraus: Der Doppeljahrgang in den Oberstufen im kommenden Schuljahr stellt die Gymnasien vor logistische und finanzielle Probleme.
Das Geld für zusätzliche Bücher fehlt, die Lehrpläne sind erst auf den letzten Drücker rausgekommen, die Räume knapp, und an ein warmes Mittagessen ist nicht überall zu denken: Im Zuge des Turbo-Abiturs nach acht Jahren stellt der Doppeljahrgang in den Oberstufen im kommenden Schuljahr die Gymnasien vor Probleme.
„Es ist von Seiten der Landesregierung einfach nichts passiert, obwohl die Probleme lange genug bekannt sind“, kritisiert der Leiter der Märkischen Schule, Heinz Senf. Gleich auf drei Ebenen würde es haken: bei der Mittagspause, dem Lernmaterial und dem höheren Raumbedarf. „Nach den Bestimmungen müsste ab 2011 eine 60-minütige Mittagspause eingeführt werden“, erklärt Senf, „aber es gibt bei uns keine Möglichkeit für ein warmes Essen.“ Die Schüler wüssten zwar derzeit damit umzugehen, dass der Märkischen Schule keine Mensa zur Verfügung steht „aber mittelfristig wird das ein Problem“.
Nicht viel besser sieht es bei den benötigten Lernmaterialien aus: Geld vom Land gibt es für die doppelte Zahl von Schulbüchern nicht, und auch die Stadt kann wegen der Haushaltssperre keine Finanzspritze geben. „Wir werden irgendwie damit umzugehen haben“, sagt Senf, „aber das wird wohl zu Lasten anderer Jahrgänge gehen.“
Der höhere Raumbedarf werde zu einer „Verdichtung der Raumnutzung“ und damit zu höheren Kosten für die Stadt führen. Zudem werde man wegen der „Spreizung der Unterrichtszeiten“ Arbeitszimmer für Lehrer benötigen. „Dem Land war bewusst, dass diese Maßnahmen im wesentlichen die Kommunen betreffen, und man hat deshalb versucht, es zu verschleiern“, vermutet Senf. „Aber wir schaffen es – nicht nur, weil wir müssen, sondern weil wir auch wollen. Die Schüler sollen nicht darunter leiden.“
Auch Alfred Bienholz, stellvertretender Leiter der Hellweg-Schule, kritisiert, dass die finanzielle Belastung durch das Turbo-Abi „vom Land in keiner Weise berücksichtigt wurde“. Zudem seien die Lehrpläne erst verspätet rausgekommen, die Raumbelegung bedeute mehr Arbeitsaufwand. „Da hätte ich vom Land schon erwartet, dass diese Probleme frühzeitiger bedacht und umgesetzt werden. Aber vieles war sehr kurzfristig und oft auch erst nachträglich.“
Die Hellweg-Schule habe gegenüber der Märkischen einen Vorteil, „da wir die Mensa der Gesamtschule mitnutzen können“. Die Betreuung der Schüler während der 60-minütigen Mittagspause müsse man jedoch im bestehenden Raumbestand abwickeln. „Wir sind als Schule aber gut vorbereitet“, sagt Bienholz. „Das ist eine Leistung, die das Kollegium vollbringen muss – und auch vollbringen wird.“