Wattenscheid. .

Die eigentliche Arbeit nimmt es ihnen nicht ab, sorgt aber für mehr Präzision: Seit gut acht Wochen unterstützt ein Navigationsgerät die Chirurgen des Martin-Luther-Krankenhauses (MLK) beim „Einbau“ künstlicher Kniegelenke.

„Davon profitieren vor allem die Patienten“, betont Dr. Hermann-Josef Liesenklas, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Gerade bei den Patienten muss Dr. Liesenklas allerdings oft noch Überzeugungsarbeit leisten: „Viele denken sofort an Roboter, die bei Hüftgelenk-Operationen eingesetzt wurden und zu keinen guten Ergebnissen geführt haben“, erzählt der Chefarzt. „Das ist aber mit unserem Navigationsgerät nicht zu vergleichen – denn das befreit uns weder von der eigentlichen Operationsarbeit noch nimmt es uns das Denken ab. Vielmehr unterstützt und verbessert die Navigation die Präzision unserer Schnitte und die Genauigkeit, mit der wir die Prothesen einsetzen.“

Orientierung per Monitorbild

Bei der so genannten Kniegelenk-Ersatzoperation per Navi orientieren sich die Chirurgen an einem Monitorbild. Während der gesamten Operation werden die Ärzte mit genauen Daten versorgt: Das „Navi“ berechnet die Beinachse und die Spannung von Sehnen, Bändern und Muskeln, die dem Kunstgelenk Halt verleihen sollen – und ermittelt, wo genau die Chirurgen schneiden müssen.

„Dadurch können die OP-Schnitte klein gehalten werden“, erklärt Dr. Liesenklas. „Die hohe Fräs- und OP-Genauigkeit schont zudem Nerven und Gefäße.“ Der Patient könne bereits am Tag nach der Operation wieder die ersten Schritte gehen. „Das ist natürlich insbesondere für junge Patienten ein ganz großer Vorteil.“

Höhere Lebensdauer der Implantate

Durch die hohe Genauigkeit der Navigation werde darüber hinaus auch eine höhere Lebensdauer der Implantate gewährleistet. „Die Stabilität des Knies wird erhöht, und dem Patienten bleiben Folgeoperationen weitestgehend erspart.“

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Keine Frage, das der Chefarzt sehr zufrieden mit der neuen Operationstechnik ist: „Ich finde es toll, dass man auch die eigene Arbeit damit überprüfen und mögliche Fehler rechtzeitig korrigieren kann – das ist ein großer Vorteil für unsere Patienten.“ Dr. Liesenklas hat zudem beobachtet, dass die Patienten „wesentlich bessere Bewegungsergebnisse“ vorweisen. „Vor allem bei X- oder O-Beinen, aber auch bei Arthrose kommt es oft zu Streckungsproblemen – die können wir jetzt wunderbar ausgleichen.“

Auch für die Chirurgen selbst bietet die Knie-Navigation große Vorteile: Die gesamte Operation wird automatisch dokumentiert. „Wir vermessen das Gelenk einmal, bevor wir anfangen zu operieren und messen noch einmal nach der OP“, erklärt Dr. Liesenklas. „Die Daten werden dokumentiert, so dass wir später im Zweifelsfall ganz klar nachweisen können, dass wir eine gute Arbeit gemacht haben.“