Wattenscheid. .

Ein schmaler Streifen Land, der offenbar Gold wert ist: Der Bau des zweiten Teils der Ortsumgehung Günnigfeld hängt am seidenen Faden – der beginnt an der Osterfeldstraße, ist rund 15 Meter breit, 500 Meter lang. Und gehört zur Abfalldeponie Becker.

Doch die Verkaufsverhandlungen zwischen dem Deponiebetreiber als Eigentümer und der Stadt ziehen sich in die Länge. Es geht um den Preis. Unklar ist, wann eine Einigung erzielt wird. Klar ist: Aus dem ursprünglich in diesem Jahr geplanten Baubeginn wird nichts.

Die Stadt hat den Grunderwerb für den Bau der Ortsumgehung weitgehend abgeschlossen – es fehlt nur noch besagter schmaler Streifen, der am Schüttgebiet zwei und am noch nicht betriebenen Schüttgebiet drei der Becker-Deponie liegt, beides entlang der Osterfeldstraße. Ohne diese Grundstücke kann nicht gebaut werden.

„Bei den Gesprächen mit der Firma Becker geht es um die Höhe der Entschädigung“, erklärt Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch. „Gutachter sollen jetzt belegen, dass die genannten Zahlen stimmen.“ Kratzsch hofft, dass noch vor der Sommerpause ein Ergebnis erzielt wird, um den Grunderwerb in trockene Tücher zu bekommen. Zumindest für den Bodenkauf ist Geld in der klammen Stadtkasse: Mittel für den Grunderwerb seien in den Nothaushalt eingestellt.

Mit dem Grunderwerb könnten anschließend auch die Ausschreibungen anlaufen. Doch wann die hoch verschuldete Stadt Bochum Geld für den Bau der Günnigfelder Ortsumgehung Teil II bereit stellen kann, steht noch in den Sternen. Kratzsch: „Wenn alles gut läuft, ist Baubeginn im kommenden Jahr; das wäre der früheste Termin.“

Es herrscht Zeitdruck: Wird der Grunderwerb nicht in diesem Jahr abgeschlossen und mit den vorbereitenden Maßnahmen für den Baustart begonnen, entfallen die in Aussicht gestellten Landeszuwendungen für diesen zweiten Trassenabschnitt. Kratzsch: „Wir sind aber zuversichtlich, dass alles rechtzeitig klappt.“

Bis jetzt liegt nur eine halbgare Lösung für die Ortsumgehung vor: Über Teil eins zwischen Hansastraße und dem Kreisverkehr Günnigfelder Straße rollt der Verkehr seit einem Jahr, doch Fahrer aus/in Richtung Gelsenkirchen müssen sich weiter durch Günnigfeld quälen. Auch für Anwohner kein optimaler Zustand. Hier soll eigentlich die 1,3 km lange Umgehungstrasse zwischen Osterfeld- und Ostpreußenstraße Besserung bringen.

Was UWG-Bezirksvertreter Heinz-Werner Linke wurmt: „Warum laufen erst jetzt, nach über vier Jahren, die Gespräche und Verhandlungen über Grundstücke, die dringend benötigt werden und die man eigentlich schon im Besitz haben müsste?“ Die Unabhängige Wähler-Gemeinschaft stellte kürzlich im Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Stadtentwicklung eine umfassende Anfrage zum Stand der Dinge bei der Günnigfelder Ortsumgehung.

Linke sieht auch einen anderen Zusammenhang: Er mutmaßt, dass hinter den Kulissen gepokert wird. „Becker schließt nicht definitiv aus, höhere Schadstoffklassen als zunächst angedacht auf der Deponie abzulagern. Vielleicht will Becker auch gar keine Deponie-Erweiterung, die ja teuer ist, sondern will erreichen, dass vorhandene Deponieflächen weiter genutzt werden können.”