Wattenscheid. Die türkisch-islamische Gemeinde will ihre Moschee an der Hardenbergstraße aufgeben und in den umgebauten Weltkriegsbunker am Bismarckplatz einziehen.
Die WAZ erfuhr, dass die Muslime dort neben der Moschee ein deutsch-türkisches Kulturzentrum einrichten wollen.
Mustafa Eydemir vom Deutsch-Türkischen Forum bestätigt: „Die Moschee ist zu eng geworden.” Es gebe keine Parkplätze. Das sei am Bismarckplatz überhaupt kein Problem. Außerdem habe die Gemeinde ein großes Interesse, mit dem Kulturzentrum Kinder und Jugendliche von der Straße zu holen. Eine Bauvoranfrage bei der Stadt sei gestellt. Mehr will Eydemir nicht sagen. Er fürchtet eine islamfeindliche Diskussion.
Erste Bauvoranfrage negativ beschieden
Die Bauvoranfrage sei bei der Stadt Bochum eingegangen, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. „Sie wurde negativ beschieden.” Grund sei ein fehlender Schallschutz. Was ausdrücklich nicht heiße, dass die Stadt gegen die Ansiedlung von Moschee und Kulturverein sei. „Es bleibt der Gemeinde überlassen, einen neuen Antrag zu stellen.”
Das sei mittlerweile geschehen, sagt Makler Hartmut Gahl. „Wir haben gestern einen neuen Antrag eingereicht.” Gahl verkauft den Bunker im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Der Bund ist Eigentümer fast aller Luftschutzanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Behörde ist gerade dabei, sich von einer ganzen Reihe Bunker zu trennen. Sie werden für den Zivilschutz nicht mehr benötigt.
Ein hundertprozentiges Interesse
Gahl bestätigt die Verkaufsverhandlungen mit dem Moscheeverein. „Es ist fast schon alles gar.” Die Gemeinde habe ein „hundertprozentiges Interesse” an der Umsetzung des Projektes signalisiert.
Schon seit mehr als 14 Monaten verhandele der Verein mit der Stadt. Alleine die Gutachten hätten schon einen fünfstelligen Euro-Betrag gekostet. Ein Problem sei immer wieder der Lärmschutz in dem Wohngebiet am Rand Wattenscheids. Dabei gehe es weniger um den Lärm, den die Gläubigen verursachen, sondern vielmehr um deren Autos. Das Problem sei jetzt aber gelöst, weil der Verein zusätzliche Grundstücke erwerben wolle, erläutert Gahl.
Verkaufspreis beträgt 600 000 Euro
Im Exposee ist der Verkaufspreis mit 600 000 Euro angegeben – „verfügbar ab sofort.” Den Käufer erwartet ein dreigeschossiges Gebäude mit 1,10 Meter dicken Decken und Wänden aus Stahlbeton. Der Bunker aus dem Jahr 1942 wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entfestigt. Das heißt: Der Betonklotz erhielt Fenster. Schleusen und Stützwände im Innern wurden entfernt. Die Schufa war von 1958 bis 2004 einziger und vorerst letzter Mieter. Die Schuldenwächter rüsteten den Betonklotz mit Zentralheizung und Klimaanlage aus.
Gebäude bot über 3000 Menschen Schutz
Das Platzproblem dürfte sich für den Moscheeverein am neuen Standort erledigt haben. Der Studienkreis Bochumer Bunker hat das Gebäude untersucht und schreibt auf seiner Internetseite, dass die Aufnahmegrenze des Bunkers im Zweiten Weltkrieg bei 3100 Personen lag. Weiter heißt es: „Hinter dem Bunker befinden sich zwei Halbkeller mit je einem splitter- und trümmersicheren Zugang.”